Mittwoch, April 28, 2010

Filmszenen I ... ich hab´nur schlecht geträumt... Teil 7. in: Die Toten vom Schwarzwald. Heino Ferch - Matthias Auerbach. B. und R.: Thorsten Näter, 2

Bildquelle und Bildrechte bei Studio Hamburg für ZDF Zweites Deutsches Fernsehen 2009-2010

... ich hab´nur schlecht geträumt... Teil 7. in: Die Toten vom Schwarzwald. Heino Ferch - Matthias Auerbach. hf Buch und Regie: Thorsten Näter, 2009-10


Vor der Szene


Beierle wünscht sich ganz naiv von seiner gekidnappten Tochter die Wiederkehr eines glücklichen Familienlebens zu dritt.


Die Tochter jedoch weiss, dass ihr Vater Ewald Beierle ihre Zwillingsschwester vor zwei Jahren im Streit getötet hat. Die Tote in der Erdhöhle ist Katharina, Matthias Gattin.


Die Tochter, die wir sehen, ist Roswitha, die andere Schwester. Roswitha war bei Beierles aufgewachsen. Vor zwei Jahren war sie endlich per Zufall auf Katharina getroffen, die bei der Hebamme Frau Kraft aufgewachsen war.


Frau Kraft hatte direkt nach der Geburt von Beierle, genau wie im Märchen, den Auftrag bekommen, die zweitgeborene Tochter in den Wald zu bringen, zu töten und dort zu verscharren. Die Hebamme hatte das natürlich nicht übers Herz gebracht und die Kleine an Tochter Stelle behalten.


Jetzt endlich hat Mattias die Einzelheiten beisammen. Frau Kraft bestätigt, dass Zwillinge geboren wurden, und einer der beiden bei Ihr zur Pflege blieb.


Matthias und Inka sind im VW – Bus allein im Wald und unterhalten sich. Jetzt endlich kann Matthias deuten, warum ihm Katharina in den letzten zwei Jahren so fremd geworden war.


Es war gar nicht Katharina gewesen, die war tot. Roswitha war in ihre Rolle geschlüpft und aus dem „Urlaub“ zu Matthias zurückgekehrt.


Dass das nicht funktionieren konnte, zeigt der Status Quo. Die beiden hatten sich scheiden lassen.


Beinahe überleben Matthias und Inka diese Nacht im Wagen nicht, denn die Helfer von Beierle zünden den Boden um den Bus herum an.


Die Polizei ist schnell zur Stelle, der Brand wird gelöscht und die beiden Brandstifter geben den Aufenthaltsort von Roswitha preis. Dort jedoch findet die Polizei niemanden mehr im Kellerverlies vor. Dort ist nur ein riesiger Blutfleck. Es sieht aus, als wäre Roswitha auch getötet worden.


Auf einen anonymen Hinweis hin findet man im Wald Roswithas Kleid und ein Messer.

Beierle wird daraufhin wegen Mord zu lebenslänglicher Haft verurteilt.


In der Nacht darauf sind Matthias und Inka zusammen in einem Motel. Der unbrauchbare VW-Bus wurde gegen einen PKW getauscht.


Die Szene.


Die vergangenen Erlebnisse und die gemeinsame Sucharbeit haben Matthias und Inka einander so nahe gebracht, dass es eigentlich nur logisch ist, der Nähe Körper zu geben.


Es ist Nacht. Regen tröpfelt und rauscht monoton.


Die Fassade eines Motels. Türen ebenerdig, Kompartiment neben Kompartiment, grün beleuchtet. Wir nähern uns langsam einer der Türen im Erdgeschoss, Nr 123. Wir wissen nicht, was uns hinter den weissgestrichenen Fensterkreuzen erwartet. Gleich sehen wir: es ist nichts Schlimmes.


Wir treten dazu, als Inka und Matthias schon wissen, dass sie miteinander schlafen wollen.


Zwei Gläser, nah, eine Hand gießt aus einer Flasche ein, ein Bier wird geteilt.


Halbnah der Raum. Die Wände dunkelblau, nur die Nachttischlampen geben weiches Licht. Matthias und Inka stehen neben dem Bett.


Es ist nicht die große Leidenschaft oder aufgestaute Energie, die sich jetzt Bahn brechen müsste.

Matthias sieht eher freundlich aus und Inka lässt kommen, was da eben kommt. Die Annäherung ist vorsichtig. Keiner der Beiden ist wirklich ausserhalb seiner selbst.


Es ist eben eher ein logischer Schritt zweier Menschen, die nicht wirklich was anderes im Moment zu tun haben. Und kurzweiliger als vor dem Fernseher einzuschlafen ist es allemal.


Der Kuss der Beiden ist nicht mehr, als eine tastende Berührung, ein kleinstes gemeinsames Vielfaches einer nicht sehr großen Zahl.


Nah, Hände. Kleidung wird abgestreift.


Ein Gesicht, eine Frauenhand. Inka nimmt Matthias die Brille ab. Finger, die Haut berühren, ein Arm, ein Streicheln, Zwei Augen, die sich schließen.


Wer weiss nicht, wie das ist. Ein ruhiger Anfang…


Schnitt.


Draussen.


Im Regen nähert sich eine Gestalt in einer Regenpellerine mit Kapuze.


Später.


Die Lichter sind gelöscht.


Inka und Matthias sind nach dem Akt eingeschlafen, Inka hat ihren Kopf auf seine Schulter gelegt. Die Bettdecke wurde in der Erschöpfung vergessen. Das Zimmer ist, wie alle Motels, natürlich überheizt.


Wir sehen, dass Matthias blinzelt, er ist also wach.


Donner. Ein Gewitter. Mattias blickt zum Fenster.


Ein Blitz erhellt das Draussen.


Bah!


Direkt vor dem Fenster steht eine Gestalt, eine Frau scheinbar.

Ein zweiter Blitz erhellt einen Moment ihr Gesicht.


Matthias richtet sich auf. Er will sehen, ob er sich wirklich nicht irrt. Beim nächsten Blitz ist die Stelle vor dem Fenster leer.


Er hat Inka durch seine Bewegung geweckt. Sie setzt sich auf. Matthias geht schnell zur Tür.


Schnitt.


Wir draussen. Wir sehen, er kommt heraus, erregt, Inka direkt neben ihm:


Was ist los?


Matthias blickt über den Hof. Niemand. Alles menschenleer.


Das grüne Hoflicht, das die beiden beleuchtet, sieht eigenartig irreal aus. Matthias:


Nichts. Ich hab´ nur schlecht geträumt.


Am anderen Morgen, die Dinge haben im Tageslicht wieder Platz und alltägliche Dimension angenommen, finden die beiden einen Zettel an Matthias Auto vor…


2009-2010 Heino Ferch (im Alter von 46) - Matthias Auerbach, Nadja Uhl - Inka Frank.