Montag, August 10, 2009

Filmszenen I .....ich bin bedient... Teil 2. in: Romeo und Julia. von William Shakespeare. Heino Ferch - Mercutio.

Alle Bilder unter Copyright-Schutz.

.....nicht so tief wie ein Brunnen, aber ich bin bedient... Teil 2. in: Romeo und Julia von William Shakespeare. Heino Ferch - Mercutio.


Vorwort:


Dies ist eine szenische Besprechung der Mercutio-Rolle nach der Verfilmung von Renato Castellani, 1954. Heino Ferch spielte die Rolle an der Freien Volksbühne Berlin unter der Regie von Christof Nel, evtl 1990 im Alter von 27. Der Text in Castellani´s Film ist wesentlich gekürzt und modernisiert, der Tenor der Inszenierung entspricht selbstverständlich Liebesgeschichten der 50er Jahre des 20. Jh.´s. Besonders interessant an Castellani´s Verfilmung ist, dass Kostüm, Szenarien und Kadrierung, also Bildkomposition, sorgfältig Gemälde allen voran von Andrea Mantegna, siehe besonders die Camera degli Sposi in Mantua, Fra Angelico und Zeitgenossen wieder aufleben lassen. (Bildkomposition/Kadrierung: Kompositionsvergleiche: Bild 1, Bild 2, Bild 3)


Vor der Szene


Romeo Montague hat seine angebetete Rosalind komplett vergessen. Er ist entflammt für Julia Capulet. Gestern Nacht durfte er erleben, wie erwiderte Liebe sich anfühlt, - tausend Mal schöner als pure Anbetung.

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Leider herrscht zwischen den Häuser Montague und Capulet erbitterte Feindschaft. Mitglieder beider Häuser versuchen immer wieder – obwohl strengstens untersagt - in der Öffentlichkeit Waffenhändel mit den jeweils anderen anzufangen.

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Die Szene

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Es ist Markttag am Dom. Buntes Treiben auf dem Domplatz, Sonnenschirme beschatten unzählige Verkaufsstände mit Lebensmitteln. Romeo ist bester Laune. Er kauft zu völlig überhöhtem Preis – Glück macht freigiebig - ein Bündel Trauben. Die Marktfrauen jubeln.

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Romeo geht, bevor er davon essen will, zum Großen Brunnen, um die Traube abzuwaschen.

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Aus einiger Entfernung wird er angesprochen.

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Romeo!

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Er dreht sich um.

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In flammendes Orange gekleidet eilt Tybald Capulet, der Sohn des verfeindeten Hauses, herbei. Tybald ist so in Fahrt, dass er einen Passanten beiseite stößt. Zu Romeo:

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Wie ich Euch schätze, …

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Er hat Romeo am Brunnen erreicht

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..kann ich nicht besser ausdrücken als so!!!

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Mit einer Geste der Verächtlichkeit spritzt er Romeo aus dem Brunnenstrahl Wasser ins Gesicht.

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Ihr seid ein Schurke.

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Romeo behält die Nerven.

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Er richtet sich langsam auf.

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Tybald! Der Grund, den ich jetzt habe, Euch zu schätzen, mildert arg den Zorn, der sonst auf solchen Gruss gehört.

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Ein Schurke – bin ich nicht.

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Basta.

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Romeo dreht sich weg und geht am Brunnenpodest entlang weg.

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Tybald setzt ihm nach. Schon ein simples Rückenzudrehen ist für ihn Beleidigung:

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Knabe! Das entschuldigt nicht den Hohn, den ihr mir antut! Steht! Zieht blank!

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Romeo ist schon zehn Schritte weiter. Er steht noch immer mit dem Rücken zu Tybald. Der zückt den langen Dol ch, den jeder Edle zu tragen berechtigt ist.

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Romeo versucht zu de-eskalieren. Er dreht sich langsam zu Tybald zurück, die Hände gesenkt, in einer Hand noch die Traube.

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Ruhig:

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Ich schwöre Euch, ich tat Euch niemals Hohn. Ich schätz Euch mehr, als Ihr Euch träumen lässt, eh Ihr die Gründe meines Sinns erfahrt.(…)

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So also lieber Capulet (…) seid mir nicht gram.

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Wieder versucht Romeo, seiner Wege zu gehen.

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Da springt der Heißsporn Mercutio herzu. Er ist – wie eine Wespe – in aggressives Gelb-Schwarz gekleidet.

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Mercutio hat die Szene beobachtet und findet das Verhalten seines Freundes Romeo feige.

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Ah, schändlich feiges zu Kreuze kriechen!!

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Er schubst Romeo beiseite. Zu Tybald:

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Ein Renommist behält das letzte Wort. Tybald, Du Rattenfänger! Willst Du kneifen?

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Tybald, ruhig:

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Was willst Du denn von mir?

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Tybald lässt Mercutio stehen. Er will weiter Romeo nachsetzen. Mercutio hält ihn am Arm fest, stichelt Beleidigungen:

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Du Katzenprinz!

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Romeo springt dazwischen.

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Mercutio!

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Mercutio umläuft seinen Freund und geht auf Tybald zu.

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Du Katzenprinz!

….Nichts als den Rest von Deinen neun Leben. Mit den will ich bald fertig werden.

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Tybald und Mercutio bewegen sich schon jetzt wie Combattanten, die jede Bewegung des Gegners als möglichen Angriff werten.

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Mercutio zückt seinen Do lch.


Und je nachdem wie Du Dich Deiner Haut wehrst – bl as ich Dir erst das achte aus!

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Romeo versucht ein letztes Mal, seinen Freund zu besänftigen. Mercutio schüttelt Romeos Hand von seiner Schulter.

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Eh!

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Mercutio zu Tybald, er droht ihm mit dem Dolch:

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Willst Du nun bald Dein Eisen aus der Pappe bringen – hä?!!

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Mach zu, sonst zieh ich Dir die Ohren lang – eh Du soweit bist!

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Jetzt macht Tybald mit.

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Zu Diensten.

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Beide mit den Dolchen in Engarde-Position.

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Romeo, er eilt auf Mercutio zu:

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Ich bitte Dich, Mercutio, pack die Waffe weg!!!

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Tybald und Mercutio kämpfen.

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Benvolio kommt herzu.

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Benvolio:

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Schämt Euch, der Fürst hat dies Geraufe in den Straßen streng verboten.

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Mercutio und Tybald wälzen sich gerade in einem Obststand. Romeo eilt näher.

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Tybald, aufhören!!! Nicht, Mercutio!!

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Die beiden hören nicht auf. Die Menge ruft bereits nach der Polizei.

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Mercutio will gerade von oben her zustechen, da drängt sich Romeo zwischen die Combattanten. Tybald hatte seinen Dolch auf Taillenhöhe. Von Romeos Körper halb abgedeckt, kann er einen Stoß landen. Tybalds Dolch dringt bis ins Heft in Mercutios Bauch.

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Mercutio ist verloren. Er wird innerlich verbluten. Er fällt in Benvolios Arme.

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Was zum Teufel,… kamst dazwischen. Ich bin getroffen.

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Tybald verschwindet in der Menge.

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Schnitt.

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Zurück bei Mercutio. Er liegt auf den Stufen des Brunnens.

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Benvolio will ihm Wasser reichen.

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Hab Mut Mann! Der Stich kann nicht so schlimm sein!

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Ha, nein.

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Mercutio stöhnt.

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…..Nicht so tief wie ein Brunnen,

….nicht so weit wie ein Kirchtor,

….aber es – genügt. Ich bin bedient.

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Nicht einmal jetzt verliert Mercutio seinen schwarzen Humor:

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Schickt nach mir – morgen – und Du findest einen stillen Mann. Ich bin nicht mehr für diese Bühne gut. (…)

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Mercutio hat leider recht. Er stirbt noch an Ort und Stelle.

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Jetzt brennt das Dach. Romeo setzt Tybald nach. Ein kurzes Dolchgefecht rächt den Freund. Auch Tybald stirbt an diesem Tag auf den Stufen des Domes.

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Offener Krieg zwischen Montague und Capulet bricht aus. Er wird auch noch das Leben von Romeo und von Julia kosten.

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Erst der Tod der Kinder beider Häuser wird die Clanchefs endlich zur Vernunft bringen.

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Am offenen Grab der beiden toten Kinder, Romeo und Julia, geben sich die Clanhäupter, in gemeinsamem Schmerz gebeugt, die Hand zur Versöhnung.



Kommentar:

Diese filmische Adaption eines klassischen Stoffes zeigt, wie oben bereits gesagt, die Besonderheit, in Farben, Kostümen und Szenen-Bildern an zeitgenössische Gemälde anzuschließen, sie sorgfältig, fast minutiös, im Film zum Leben zu erwecken. Das ist eine Praxis, die sehr betont häufiger bei Filmadaptionen zu sehen ist, z.B. in Caravaggio von Derek Jarmann, 1986: Bilder von Caravaggio oder in Das Mädchen mit dem Perlenohrring von Peter Webber, 2003: Bilder von Jan Vermeer van Delft. Auch uns muss diese Vorgehensweise interssieren, finden wir sie doch wieder in Der geheimnisvolle Schatz von Troja mit Bildzitaten und Bildsprachezitaten aus der zeitgenössischen Orientmalerei und in Licht und Komposition mit Anlehnung an Gemälde bis zurück ins 17. Jh. wie zum Beispiel diese Komposition in der Kneipe, in der Anleihen an die Caravaggisten, an die ChiaroScuro-Malerei des 18. Jahrhunderts gemacht sind.

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