Filmszenen I ..die Leuchte Deines Leibes ist Dein Auge...Teil 1A. in: In weiter Ferne, so nah!
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..die Leuchte Deines Leibes ist Dein Auge...in: In weiter Ferne, so nah! (Far away, so close!) Teil 1. Otto Sander - Cassiel/Karl Engel. Regie: Wim Wenders, 1992-93
Vorspann: Großer Preis der Jury von Cannes 1993
Wir lesen, Weiss auf Schwarz:
Die Leuchte Deines Leibes ist Dein Auge;
Ist nun Dein Auge lauter
wird Dein ganzer Leib im Lichte sein;
Ist aber Dein Auge böse,
wird Dein ganzer Leib im Finstern sein.
(Matthäus, 6, 22)
Audiokommentar Wim Wenders (2005) (Der Audiokommentar kann auf DVD fakultativ zu-oder abgeschaltet werden):
"Vorneweg unser Motto:
Aus dem Evangelium nach Matthäus, dem sechsten Kapitel:
Ich paraphrasiere den Text, denn anders gelesen klingt es ganz anders:
Deine Augen sind Fenster in Deinen Körper hinein,
wenn Du Deine Augen weit offen hälst,
in großem Staunen,
- dann füllt sich Dein Körper mit Licht.
Wenn Du mit zusammengekniffenen Augen durch die Welt läufst,
voller Misstrauen und Raffgier,
so wird Dein Körper ein dunkler Keller,
wenn Du also vor Deinen Augen den Vorhang vorziehst –
was für ein dunkles Leben hast Du dann.
Ja. Das war unser Motto . ..und nicht ganz so biblisch versteht man es dann auch gleich viel besser."
Wim Wenders, 2005
Exposition
Dunkler Bildschirm.
Auf ihm taucht auf: ein großer Flügel, gefiedert wie ein Engelsflügel, er bewegt sich einmal zum Flügelschlag.
Daneben, wie durch ein Guckloch, der Blick auf eine Säule, einen Platz, wir nähern uns aus Vogelperspektive
-der Siegessäule
...und dem Großen Stern. Wir hören menschliche Stimmen, sie singen Choralmusik. Wir sind in Berlin, 1992.
Die Szene
nur Text zusammenhängend, - mit Atmo siehe Tel 1B
Oben auf der Schulter des goldenen Engels der Siegessäule steht ein Mann im Mantel. Er erklärt sich:
Ihr!
Ihr… die wir lieben,
ihr…
….seht uns nicht. ...Ihr hört uns nicht.
Ihr wähnt uns in weiter Ferne. Doch sind wir so nah.
Wir sind Boten, die Nähe zu tragen zu denen in der Ferne,
wir sind Boten…
…das Licht zu tragen zu denen im Dunkeln.
Wir sind Boten…
….das Wort zu tragen zu denen, die fragen
Wir sind nicht Licht.
Wir sind nicht Botschaft.
Wir sind die Boten.
Wir…
…sind nichts.
1992-93 Otto Sander – Schutzengel Cassiel, Bruno Ganz – ehemaliger Schutzengel Damiel, Nastassja Kinski – Schutzengel Raphaela, Rüdiger Vogler – Der Detektiv Phillip Winter, Heinz Rühmann – Chauffeur Konrad, Willem Dafoe ... Emit Flesti (rückwärts gelesen: time itself) , Solveig Dommartin - die Akrobatin Marion, Mutter von Damiels Tochter, Horst Buchholz – der GanoveTony Baker
Aquarell von A.-M. Glaser nach G.B. Tiepolo, Scuola dei Carmini, Venezia. Schutzengel. Zum Vergrößern in Firefox: mit der rechten Maustaste auf das Bild zeigen, aus dem Fly Out Menue Punkt: Grafik anzeigen auswählen.
Heino Ferch 2002 im Interview (zum Film Nachts im Park) (sinngemäß):
Das Wichtigste sind die Augen. - da schaut die Seele raus.
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Kommentar 1:
Die erste Quelle für die Filmografie eines Filmschauspielers ist natürlich seine Vita auf der Homepage seiner Künstleragentur. In unserem Falle www.management-goldschmidt.de Renate Landkammer , Berlin.
Ungefähr im Jahr 2006 tauchte in dieser Vita der Eintrag auf, dass HF 1992 als Gast in Wim Wenders´ vielfach prämierter Fortsetzung von "Der Himmel über Berlin" nämlich in dem mittlerweile ebenfalls hochgeschätzten Film "In weiter Ferne, so nah!" (Far away, so close!) als Gast mitgewirkt habe. (identische Erwähnung auch auf DVD von 2002 "Nachts im Park")
Unsere sorgfältigen Betrachtungen des Films mußten zum Ergebnis kommen, dass HF als Schauspieler nicht, auch nicht "uncredited" in Far away, so close! zu sehen ist. Die Kommunikation mit dem "Deutschen Filmhaus " die sich den Film ebenfalls noch einmal ansahen, bestätigte unsere Meinung. Das "Deutsche Filmhaus" entfernte auf seiner Seite den Eintrag.
Die imdb erwähnt Far away so close in HF´s Filmografie nicht.
Die Kommunikation mit der Redaktion des ZDF ergab, dass die dortige Redakteurin dem Vita-Eintrag auf Management-Goldschmidt gefolgt war.
Unsere behutsamen Hinweise an die Agentur, dass "Gast" in diesem Projekt nicht bedeuten konnte "Gast mit Schauspiel-Aufgabe" erzeugte bei der Agentur keine sichtbare Reaktion bezüglich dieses Hinweises, während ein anderer (Der Unhold: nicht "Gast", sondern zweite Hauptrolle) ein Echo erzeugte.
Im Audiokommentar von Wim Wenders aus dem Jahr 2005 erwähnt WW HF nicht, obwohl er zu diesem Zeitpunkt HF kannte, offenbar auch schätzte, da er ihn für die Moderation des Europäischen Filmpreises verpflichtet hatte .
Der Audiokommentar von WW während des Films erwähnt alle Personen namentlich, die dort im Film zu sehen waren, auch wenn sie nur einen Moment im Bild waren. WW ist dafür bekannt, dass er zu seinem Team eine parafamiliäre, also eine sehr persönliche, nahe, Beziehung aufbaut. 2005 hätte er HF unbedingt erwähnt, wäre er als Akteur dabei gewesen.
Dann gäbe es ja noch die Möglichkeit, dass die Szene mir HF auf dem Boden des Schneideraums gelandet ist. Aber auch die geschnittenen Szenen "Outtakes" sind in der Luxus-Edition von 2005 mit aufgenommen. Also auch hier nichts.
So bleibt uns nichts anderes als der Schluß, dass die Teilnahme von HF in diesem Wenders-Projekt ein Wunsch, ein Desiderat von großer Bedeutung bleibt und ist.
Wir glauben, Aussagen von Texten aus dem Film sind als eine Art Glaubensbekenntnis zu verstehen, das die Figuren stellvertretend aussprechen.
Abgesehen vom hohen filmkunsthistorischen Stellenwert des Films ist - wie immer bei HF- wohl auch hier davon auszugehen, dass die Film-Aussage als so wichtig empfunden wurde und wird, dass er ein Teil der Geschichte sein wollte und will.
Zusammenfassend gesagt sind als wichtigste Motivationen erkennbar:
1. Der Regisseur: Wim Wenders ist einer der Begründer des neuen Deutschen Films, dem HF sich, betrachtet man seine anderen Projekte, in den Neunzigern ganz unzweifelhaft zugehörig fühlte.
2. Die Filmaussage: Der Film ist unverhüllt religiös. Wim Wenders zitiert mit filmischen und musikalischen mitteln aus dem Neuen (Matthäus 6,22) und Alten Testament ("There is a time for everything" - Buch Ecclesiastis - Prediger).
3. Das Handlungsmotiv der Rettung: Der Film handelt von der Rettung eines Kindes. Der Retter ist eine Person, ein Engel, der Mensch, -ein Mann,- wird durch seinen Akt der Rettung.
Durch den Akt des Rettens verliert er seine Göttlichkeit und als er das Kind erneut am Ende der Geschichte rettet, gewinnt er durch seinen Tod seine Göttlichkeit zurück.
4. Ein Haupt-Handlungsmotiv des Films sind zwei Akrobatik-Nummern von Zirkusakrobaten.
Dass und wie nah sich HF der Zirkusakrobatik fühlte und fühlt, muss nicht mehr erwähnt werden.
Die erste, eine Flugnummer am Gummiseil (Vorstellung Stars in der Manege 2006 , Nummer 18 Chinesisches Bungee) sehen wir in der Circus-Krone Vorstellung 2006 wieder, an der HF selbst mit einer Voltigiernummer teilnahm, die zweite Akrobatik- Nummer ist eine Nummer am Fliegenden Trapez. Vor einigen Jahren erwähnte HF die Idee einer Trapeznummer auf sich selbst bezogen.
5. Der Ort der Handlung ist Berlin. HFs Filme besprechen oft Status und Schicksal von Berlin. Auch HFs Karrierestart, seine Theaterarbeit unter Hans Neuenfels, Alexander Lang und Alfred Kirchner fand in Berlin an der Freien Volksbühne und dem Schillertheater statt.
Erwähnenswert ist, dass bereits in "Der Unhold" die Hauptfigur Abel (hier verkörpert HF den Gegenspieler von Abel, Raufeisen) der Retter der Kinder war, ein Schutzengel und - weiter überhöht in der Figur des Heiligen Christophorus- der Retter der Welt.
Eine moderne, säkularisierte Variante des Schutzengels zeigt HF in dem Snowboard Actionfilm X-treme Ops (2001-02) in der Rolle des deutschen Stunt- Coordinators Mark.
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