Montag, Oktober 06, 2008

Filmszenen I ...ermordet.... in: Und Jimmy ging...Teil 1B. Heino Ferch - Manuel Aranda. Regie: Carlo Rola 2007-08

Teaser Film Und Jimmy ging zum Regenbogen Copyright Stephanie Kulbach für ZDF

Bildquelle ZDF.de Bildrechte bei Stephanie Kulbach für ZDF. Click auf das Bild um es im Originalzusammenhang zu betrachten.


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...Ich will meinen Vater noch einmal sehen.. in: Und Jimmy ging zum Regenbogen Teil 1A. Heino Ferch - Manuel Aranda. Regie: Carlo Rola 2007-08



Wir sahen gerade noch, wie Manuel Aranda aus der Kirchenapsis Richtung Sakristei hinausging, dann fährt die Kamera zurück, wir erkennen, dass wir durch die Panoramascheibe eines Büros im ersten Stock in das Kircheninnere hinunter geblickt hatten.


Berlin 1996.


Die Kamera fährt weiter zurück und wieder kommt Manuel ins Bild, sein Gesicht ganz nah. Er wirft ebenfalls einen Blick hinunter zum Altarbereich der Kirche. Es wirkt, als hätte er sich selbst gerade zugesehen.


Manuel dreht sich zu uns um. Zum ersten Mal sehen wir sein Gesicht - ohne die anonymisierende Sonnenbrille.


Schwarze, traurige Augen, er wirkt müde, bedrückt - verständlicherweise.


Schnitt. Halbtotale.


Ein dunkles Büro, einfach eingerichtet, Holzschreibtisch, Nutzstühle, wie man sie seit den 60er Jahren hatte, mit Holzrahmen und Plastikpolsterung, Telefon mit Wählscheibe, die Schreibtischlampe ist mindestens seit sechzig Jahren in Gebrauch. Manuel steht in Türnähe.


Der Pfarrer hat eine Pappschachtel geholt.


Der Pfarrer:


Rodolpho Aranda


Wir wechseln unseren Platz auf Manuels Schreibtischseite. Der Pfarrer liest von einer Liste ab:


Reisepass, Kreditkarten, ein Schlüsselbund, ein Foto.


Manuel nimmt die Gegenstände in die Hand, ein Klarsicht-Umschlag enthält eine schwarze Krokodil-Leder-Brieftasche.


Der Pfarrer:


Wenn Sie bitte hier unterschreiben würden..


Manuel wirft einen leicht unwilligen Blick auf das Dokument, das ihm der Pfarrer, Braunfels, wie wir auf dem bereits unterschriebenen Beleg lesen, vorgelegt hat.


Er greift nach dem Kugelschreiber. Wir hören das trockene Clicken der Mine, die er in Schreibposition bringt.


In diesem dämmerigen Büro, das den bleichen Alltag von Jahrzehnten atmet, wirkt Manuel Aranda auffällig fremd, in seinem hellen Trenchcoat, mit der ungewöhnlichen schwarzen Armbinde und dem Sonnenbraun seiner Handrücken, die im Lichtkegel der Schreibtischlampe aufleuchten.


Seine Hände schweben unbeweglich über dem Papier. Er zögert einen Moment.


Manuel


Kann ich meinen Vater noch mal sehn.


Braunfels:


Dafür ist es zu spät.


Manuel, sanft :


Ich konnte nicht früher hier sein.


Braunfels:


Der Sarg ist bereits luftdicht verschlossen. Das ist Vorschrift bei einer Überführung per Flugzeug.


Nach Argentinien, ...ja?


Manuel:


M-hm.


Der Pfarrer reicht Manuel den Totenschein.


Insert, wir lesen


Rodolpho Aranda.... Gewaltsamer Tod durch Vergiftung (Blausäure).


Manuel, ruhig:


Das muss ein Irrtum sein.

Gewaltsamer Tod durch Vergiftung.

Das kann nicht sein.


Braunfels:


Soll das heißen, dass Ihnen niemand gesagt hat, dass Ihr Vater ermordet wurde?


Manuel


In der Nachricht der Argentinischen Botschaft hieß es nur, man habe ihn tot aufgefunden.


Manuel blickt weiter auf den Totenschein.


Braunfels:


Ich habe seine Mörderin bestattet.


Manuel scheint überrascht, hebt den Kopf.


Braunfels:


Es wurde viel geweint. – Obwohl… sie verrückt gewesen sein muss. Sie war ungefähr im gleichen Alter wie ihr Vater.


Braunfels langt in eine Schreibtisch-Schublade, holt eine Tageszeitung hervor. Hält sie Manuel hin: Schlagzeile:


Im Lesesaal vergiftet – Mord ohne Motiv.


Braunfels:


…eine achtzigjährige Giftmischerin. Sowas haben wir lange nicht gehabt.


Manuel will nach der Zeitung greifen. Braunfels zieht sie ihm weg, legt sie in die Schublade zurück.


Braunfels:


Ich will keinen Ärger. Sie müssen sich bei der Polizei informieren. Wenn Sie dann bitte unterschreiben würden…


Insert.


Wir sehen die Spitze des goldenen Kugelschreibers, die zügig in gleichmäßig schwungvollen Bögen den Namen Manuel Aranda auf die Unterschriftzeile schreibt.


Schnitt.


Es ist dunkel. Ein kleiner Lichtfleck. Erst, als wir den Atem hören, verstehen wir, dass wir dicht vor Manuel stehen. Er hat den Kopf gesenkt, steht direkt bei seinem toten Vater. Seine Stirn berührt den Sarg. Er weint.


2007 – 2008 Heino Ferch (im Alter von 44) – Manuel Aranda, Hendrik Arnst - Pfarrer Braunfels, Dennenesch Zoudé – Irene Waldeck, Wolf-Dietrich Sprenger (mit HF gemeinsam im Cast:1991: Und Samstags, wenn Krieg ist, 1994: Der letzte Kosmonaut, 1997: Buddies- Leben auf der Überholspur, 2001: Der Tunnel) - Hofrat Groll


Kommentar 1:


Die Staatsreligion in Argentinien ist der Katholizismus. Ein Argentinischer Mann wie Manuel Aranda ist natürlich Katholik und so bekreuzigt sich Manuel ganz selbstverständlich am Ende des Verweilens am Sarg seines Vaters in der Kirche, bevor er weggeht. Klar.


– Marginalchen dazu: 19 Jahre Film. 77 Filmprojekte und – unseres Wissens – sehen wir zum ersten Mal, wie eine Filmfigur von HF ein Kreuzzeichen macht. Dazu fällt uns ein… Der Darsteller hat doch unlängst ins aktiv christkatholische Bayern hineingeheiratet. Da gehen die Leute sonntäglich in die Kirche und da bekreuzigt man sich noch …


...Und: - unsere Statistiken zeigen, dass wir einen auffällig zahlreichen Leser-/Hörerkreis haben, der sich für diesen Themenbereich Religiosität-Ethik interessiert.


Kommentar 2:


Dunkelheit. Ein kleiner Lichtfleck. Wir hören Atemgeräusche, die uns zeigen, dass jemand weint. s.a.: Der Schutzengel. Szene Marc Bittner allein nachts in der Zelle.


offtopic


unser Wikipedia-Text Biografie auf monstersandcritics.de


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