Sonntag, September 07, 2008

Filmszenen I ... ich werd´an Deiner Seite gehn....: Koma - lebendig begraben. Teil 4

Teaser Film Koma-lebendig begraben. Heino Ferch - Franky Esche. Regie: Uwe Janson 1996-97

Bildquelle und Bildrechte bei SAT.1 und ndf Neue Deutsche Filmgesellschaft

Heino Ferch - Franky Esche. Buch und Regie: Uwe Janson 1996-97

von: ignazwrobel

...ein wenig fremd und - eigenartig frei....: Koma - lebendig begraben. Teil 4 Heino Ferch - Franky Esche. Buch und Regie: Uwe Janson 1996-97

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Vor der Szene.

Franky wartet. Er sitzt in einem Korbstuhl vor seinem Haus. Er sitzt da immer noch im verschwitzten Arbeitshemd und Jacke, unruhig, nur die Bergstiefel hat er ausgezogen.

Er muss warten. Er weiss nicht, wohin Lisa gefahren ist.

Wir sehen, er denkt nach. Wohin könnte sie... ?

Vogelgezwitscher. Franky wendet den Kopf.

Wir hören leise das Flattergeräusch eines Hubschrauberrotors. Das Geräusch wird fordernder.

Blick nach oben. Der Hubschrauber taucht vielleicht in zwei Kilometer Entfernung zwischen den Bäumen auf, lärmt vorbei, verschwindet wieder hinter Bäumen.

Franky steht auf, sieht dem Hubschrauber nach, besorgt, aufmerksam, angespannt. Sein Blick flackert, es scheint ein Gedanke konkret zu werden.

Rotorblätter nah, sie drehen sich, Zeitlupe. Sie drehen sich genau so wie vorher auf dem Dach, als Mika beinahe in den Tod springen wollte.

Schnitt.

Die Szene.

Nah das Gesicht von Lisa. Sie liegt auf einer Bahre. Sie ist blutverschmiert, das Kinn ist hochgebunden, ein Tubus über den Mundwinkel eingeführt. Hände mit sterilen Handschuhen hantieren an ihrem Körper, eine Hand bedient den Gummiball zur künstlichen Beatmung. Lisas Augen sind ein wenig offen, fixieren jedoch nichts.

Schwenk nach oben. Wir stehen auf, sehen die beiden Ersthelferinnen in blauen Kitteln. Sie bemühen sich um Lisa.

Schnitt.

Blick in den Himmel. Scheinbar liegen wir da, mit Lisa. Ein Gesicht blickt auf uns herab, eine Hand hält eine Infusionsflasche in das Himmelsgrau.

Schnitt.

Halbnah.

Eine Notärztin steigt in den Krankenwagen. Holt etwas.

Schnitt.

Blick die Straße entlang. Feuerwehrmänner mit Helmen, Einsatzkleidung gehen durchs Bild, eine Polizeilimousine, Polizisten in Uniform warten. Sie haben den Unfallort abgesperrt. Er liegt in einer Kurve.

Hinten zwischen den Bäumen bemerken wir einen Menschen auf der Straße. Er zögert zuerst, dann beginnt er zu rennen. Franky. Er rennt auf uns zu, am Feuerwehrwagen vorbei. Er ist so gekommen, wie er war, barfuss.

Wir sehen, wie er den Mund öffnet. Ein Feuerwehrmann will sich ihm in den Weg stellen. Frankys Wucht wirft ihn beiseite, Franky schreit offenbar. Jetzt ist er bei uns.

Er rennt so schnell und so entsetzt, wie Angehörige rennen, wenn sie sich zu uns an den Unfallort durchkämpfen.

Wir liegen mit Lisa da, blicken nach oben. Alles bewegt sich ganz langsam. Franky stoppt seinen Paniklauf, wir sehen seinen Körper, einen Teil seines Gesichts. Atemlos entsetzter Blick. Franky wird von uns weg gedrückt. Die Notärztin drängt ihn weg, redet auf ihn ein.

Wir sehen: er hört nicht, schaut wieder zu uns. Fassungslos. In höchster Not. In höchster Erregung.

Was hat er nur? Warum deutet er auf uns?

Über ihm, ganz langsam, rotieren die Blätter des Hubschraubers.

Schnitt.

Halbtotale.

Wir stehen da und sehen der Notärztin, Feuerwehrmännern und Polizisten zu, wie sie Franky wegdrängen von der Krankentrage.

Er deutet auf die Bahre. Scheinbar erzählt man ihm etwas von versorgt und sich beruhigen. Er beruhigt sich nicht, deutet immer noch auf die Bahre, seine Kopfbewegung erzählt uns etwas darüber, dass er nicht fassen kann, was er sieht. Hände drängen ihn weg, weiter weg, zurück.

Er verschwindet aus unserem Blickfeld. Wir senken den Blick. Da liegt Lisa, transportfertig angeschnallt auf der Bahre, eine Helferin gibt kontinuierlich Atem über das Atemspendegerät.

Noch ein letzter Blick auf Franky. Immer noch sein fassungsloser Körper, der fliegende Atem, der Brustkorb hebt und senkt sich, als würde er keuchen, sein fassunglos flatternder Blick - die Männer drängen ihn immer noch rückwärts.

Wir begleiten Lisa zum Wagen. Die Männer haben Franky losgelassen, er kommt wieder näher. Wir sehen die Blicke der Polizisten auf ihn, ob er sich hält oder durchdreht. Seine Geste scheint zu fragen, ob er mitfahren kann.

Wir sehen wieder mit Lisa zusammen nach oben, sehen das Krankenwagenheck näher kommen, darüber die Rotorblätter des Rettungshubschraubers.

Koma-lebendig begraben. Heino Ferch - Franky Esche. 1994

Bildquelle und Bildrechte bei SAT.1 und ndf Neue Deutsche Filmgesellschaft

Frankys Gesicht, angstvoll, atemlos, taucht auf hinter den Helfern, kurz nur, und verschwindet wieder. Man drängt ihn weg. Man redet auf ihn ein. Wir im Wagen. Die Bahre kommt zu uns herein.

Die Versorger steigen zu.

Franky nah. Er greift sich an den Kopf. Man scheint ihm gesagt zu haben, dass er warten soll. Später. Später im Krankenhaus kann er zu Lisa kommen.

Er versucht zu nicken. Er scheint immer noch nicht ganz zu begreifen, dass das hier alles tatsächlich passiert.

Wir im Wagen, wir hören die Atemgaben. Laut.

Schnitt.

Die Hecktür des Krankenwagens von aussen nah, direkt vor uns.

Sie wird zugezogen, schiebt sich zwischen uns und Lisa. Unser letzter Blick geht durch die Heckscheibe auf Lisas Haar, das wie ein blutbefleckter Fächer auf dem Kissen ausgebreitet ist.

Schnitt.

So ist das dann doch wohl immer. So oder so ähnlich.

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1996-97 Heino Ferch (im Alter von 33) - Der Falkner Franky Esche, Lisa´s Lebenspartner, Antje Schmidt – Lisa, Juliane Köhler – Lisas Freundin Claire, Jürgen Tarrach – Ben, Frankys Mitarbeiter und Freund der Familie, Ulrike Panse - Mika

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