Filmszenen I....Das Bild war Teil meiner Doktorarbeit...in: Der Feuerteufel. Teil 2
Heino Ferch - Peter Bender. Regie: Curt Faudon. 1998-99
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...Das Bild war Teil meiner Doktorarbeit...in: Der Feuerteufel. Heino Ferch - Peter Bender. Buch: Benedikt Roeskau . Regie: Curt Faudon. 1998-99
Vor der Szene:
Die spurenanalytische Untersuchung des Brandortes im Gemäldesaal des Kunsthistorischen Museums in Wien findet schnell geradezu Unglaubliches. Die Menschen der Reisegruppe, die Lena Schubert´s Freundin führte, sind buchstäblich verdampft.
Nur Endoprothesen aus Titan hatten die ungeheuerliche Hitzeentwicklung von über eintausendsiebenhundert Grad überstanden.
Karl Hofbauer, Benders Chef, informiert Bender, dass die Kunsthistorikerin Lena Schubert (Natalia Wörner), die die Gruppe ursprünglich führen sollte, lebt. Bender wird den Ariadnefaden seiner Ermittlungen bei Lena aufnehmen.
Lena hatte trotz ihres Schocks über den Verlust ihrer Freundin und trotz Schuldgefühlen, ihre Freundin quasi an Stelle ihrer selbst in den Tod geschickt zu haben, am heutigen Tag ihr Rigorosum, die mündliche Verteidigung ihrer Doktorarbeit zur Promotion zum Dr. phil. der Kunstgeschichte zu bestehen.
Eine Freundin begleitete sie bis zum Prüfungszimmer.
Lena bringt die mündliche Prüfung bestens hinter sich, bestanden cum laude, mit Auszeichnung. Die Professoren gratulieren ihr, freuen sich für sie.
Die Szene.
Lena bedankt sich und strebt dem Ausgang zu. Die Tür des Prüfungszimmers ist bereits wieder geöffnet und mündet direkt in einen Renaissance-Wandelgang mit Arkadenbögen, inkrustierten Marmorböden, kassettierten Gewölben und Antiken Büsten, ähnlich einem Antiquarium.
Lena hat den Ausgang fast erreicht, da ruft ihr der Professor noch nach:
Tut mir leid wegen ihrer Freundin………. Fürchterlich…… dass alle vor IHREM Bild verbrannt sind. …
Lena bleibt versteinert stehen. Die Worte schockieren sie. Sie wendet sich ein wenig um, entschließt sich anders und geht weiter – auf uns zu.
Sie erreicht uns, wir stehen im Türausschnitt zum Wandelgang. Als Lena den letzten Schritt aus dem Prüfungssaal hinaus tut, wird sie unvermittelt von der Seite her angesprochen. Wir hören die Stimme und erkennen sie augenblicklich.
Peter Bender fragt Lena:
Wieso Ihr Bild?
Lena wendet sich zur Seite, irritiert, leise:
Wie bitte?
Bender tritt aus dem Schattenbereich der Türlaibung auf Lena zu.
Frau Schubert?
Er bleibt dicht vor ihr stehen. Lena, das sehen wir jetzt, ist groß, so groß wie der Mann, sogar noch etwas größer.
Ihr Profil mit der hohen runden Stirn, über der sich ein dichter langer Haarschopf mit einzelnen Haarfäden, die ihre Silhouette weichzeichnen, hebt, das Haar, das sich über einem runden Kopf bis zum Nacken wölbt, ihre riesigen schwarzbewimperten Augen, die porzellanglatte Haut und der kleine nervöse Mund lassen sofort an florentinische Renaissance-Porträts der Medici-Zeit denken.
Bender:
Peter Bender, Kripo Wien, guten Tag…
Lena sieht Bender nicht an, sie ist wie erstarrt.
Bender dicht vor Lena, ein Ausweichen ist nicht möglich. Der Türrahmen gibt nicht mehr Platz.
Wir fühlen deutlich, Bender wird kein verbales Weglaufen akzeptieren. Seine sehr direkte Art irritiert Lena, wir aber sind nicht gegen den Mann.
Er ist trotz der bedrängenden Nähe nicht im eigentlichen Sinne aufdringlich, er hat etwas Anziehendes, unaufgeregt handfest Männliches, das uns neugierig auf ihn macht. Wir stehen direkt vor den Beiden. Licht fällt auf Benders Profil.
Sein Nacken, sein Hals, sein Kinn, da ist nichts Schwächliches, alles wirkt wie plastisch geschlossen modelliert, ein Bozzetto aus fester Tonerde, noch formbar und doch bereit, hart zu werden -
Wer is´ vor Ihrem Bild verbrannt?
Lena sieht ihm jetzt ins Gesicht. Nimmt ihn wahr.
Was?
Bender sofort:
Wer vor Ihrem Bild verbrannt is…?
Lena.
Meine Freundin Ella…
Lena will Bender abschütteln, weitergehen,
..ich kann das jetzt nich…
Bender lässt sie nicht gehen. Er vertritt ihr nicht körperlich den Weg, seine Energie allein zieht sie, lässt sie zögern:
Bender:
Ich kann Ihnen das leider nich´ ersparen, Frau Schubert.
Wieso – Ihr Bild?
Lena, heiser, kraftlos:
Das Bild war Teil meiner Doktorarbeit.
Sie sieht ihn wieder an.
Ich kann jez´nich..
Wendet sich weg, geht.
Bender lässt sie jetzt.
Kurz danach.
Der Wandelgang.
Die Freundin nimmt Lena in Empfang. Gratuliert ihr.
Sie wechseln einige Worte. Setzen sich in Bewegung über den glänzenden Marmorboden des Antiquariums.
Im Hintergrund haben wir halb unbewußt die mönchisch graue Habit-Silhouette des Mannes wahrgenommen, der nicht so schnell abzuschütteln ist: Bender.
Als die Frauen an ihm vorbeigehen, erhebt er sich von der Marmorbrüstung, gegen die er gelehnt war, nimmt seine Sonnenbrille ab.
Wir sehen ihn durch Lenas Augen, flanieren an ihm vorbei.
Die Totale zeigt uns, dass Bender in höflichem Abstand von gut sieben Metern, aber tempogenau, neben den beiden Frauen herläuft.
Das Übliche. Zwei schöne Frauen. Ein interessanter Mann. Man läuft, flaniert. Blicketausch. Die Frauen sehen nach ihm, er nach den Frauen. Er lässt sich Zeit, bewegt sich langsam, sieht auch wieder weg. Zeit für Lena, ihn noch einmal zu taxieren. Das Flirt- Blickespiel, hier die sanfte, unaufgeregte Variante.
Sie blickt ihn an, Auftakt, er erwidert, schaut, wenn sie wegblickt und sie kommt zurück, wenn er den Kopf wegdreht.
Weltsprache. Wird am Kongo genauso gespielt wie in Wanne-Eickel oder Wien.
Lena verabschiedet sich von ihrer Freundin, wechselt die Spur. In Benders Fahrtrichtung.
Als sie Bender passiert, sagt sie zu ihm:
Also gut.
Sie geht voraus. Bender wartet noch einen goldenen Moment der Selbstbeherrschung, dann dockt er an Lena an. Lena ist bereit zu kooperieren.- Join up.
Bender legt ihr den Ring eines der Brandopfer vor. Lena identifiziert ihn. Er gehörte einem ihrer Professoren.
1998-1999 Heino Ferch (im Alter von 35) – Profiler Peter Bender, Natalia Wörner – Kunsthistorikerin Dr. Lena Schubert. Buch : Benedikt Roeskau ("Contergan-eine einzige Tablette" "Nordwand" mit Benno Fürmann (Tom Tykwer: Der Krieger und die Kaiserin.) als Toni Kurz )
Hier geht´s um: Mord. Hier geht´s auch um ..….Mann und - Frau?
Stay tuned! Demnächst in diesem Theater…
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Kommentar.
Die Weltsprache des Flirts: - Nachzulesen bei Prof. Irenäus Eibl-Eibesfeldt, dem Pionier der Verhaltensforschung und - übrigens - einem Freund von Hans Hass :
Grundriß der vergleichenden Verhaltensforschung, München 1967
Liebe und Haß: Zur Naturgeschichte elementarer Verhaltensweise, München 1970
Menschenforschung auf neuen Wegen: Die naturwissenschaftliche Betrachtung kultureller Verhaltensweisen, Wien 1976
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