Samstag, November 03, 2007

Filmszenen I "... Ach, Schei ss, jez´ is das Bild weg.. in: Wer Kollegen hat, braucht keine Feinde. Teil 5A.




Bildquelle und Bildrechte bei Multimedia Ges.f.Audiovisuelle Information mbH, Hamburg

Heino Ferch - Georg Meier, Buch: Gabriela Sperl, Regie: Martin Enlen, 1994-95

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Szene vor dem Haus

Georg Meier kommt vom Krankenbesuch bei seiner Sekretärin nach Hause.

Abend. Es ist schon lange dunkel. Georg verstaut draußen vor der efeuumrankten Haustür sein Fahrrad, lehnt es an den verschnörkelten alten Schmiedeeisen-Zaun.

Er geht auf die Haustür zu – aber wir hören keine Schlüsselgeräusche. Er sucht seinen Schlüssel gar nicht. Stattdessen setzt er sich auf die blaue Holzbank vor seiner Eingangstür.

Einen ruhigen Moment lang ist er ganz für sich. Seine gewohnt quecksilbrige Kampfbereitschaft steht nicht in der Textvorlage für diesen Augenblick.

In diesem Moment, jetzt, da ihn niemand sieht und niemand beobachtet, sinkt er zusammen.

Seine Hände, sonst unentwegt beschäftigt mit tausend schnellen Bewegungen, mit Tippen, Nehmen, Geben, Aufreissen, Umblättern, Tragen, Spielen, Greifen, Trommeln und Knibbeln, liegen auf einmal in seinem Schoß wie zwei müde Vogelschwingen,

- eine Geste fast resignierender Schwäche. Er hat den Kopf sinken lassen.

Sogar seine Kraft ist nicht unerschöpflich.

Wir kommen näher.

Sein Gesicht ist im Schatten.

Wir kommen noch näher.

Georg hebt den Kopf. Sein Mund steht ein wenig offen.

Er wirkt müde, sehr müde.

Der Blick in dieses Gesicht weckt uns - wir spüren schlagartig ganz klar, wie er ist, wenn er seine Clownsmaske ablegt. - Dass hinter all den lustigen, den frechen Renitenzen er jetzt jemand ist, der seine Situation als aussichtslos empfindet, seine Möglichkeiten als erschöpft.

Heino Ferch als Georg Meier in Wer Kollegen hat

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Wir sehen ihn eine zeitlang an. Er wirkt wie gefangen, ein Gefangener. Ihm scheint Unterstützung zu fehlen.

Er schließt den Mund.

Die kleine Geste wirkt, als begreife er jetzt vollständig, dass seine Situation nicht gut ist. Er vielleicht schon auf der Planke steht.

Schnitt.

In der Wohnung erwartet ihn ein neuer Schreck. Maxi, sein ca. vierjähriger Sohn, liegt mit hohem Fieber im Bett.

Das Kindermädchen hat ihm ein Medikament gegeben und Georgs zweites Kind, seine Tochter Lilly, ins väterliche Schlafzimmer gelegt, damit sie sich nicht ansteckt.

Georg macht seinem Sohn kalte Umschläge, die das Fieber senken. Einen weiteren Anruf von Sylvie Schmidbauer ignoriert er. Sylvie spricht auf AB, bittet dringend um Rückruf.

Schnitt.

Szene am Computer

Georg in derselben Nacht am Computer. Er arbeitet mit Hochdruck an der Weiterentwicklung der Sprachsoftware Speedy Trans für seine Firma bergdorf.

Papiere mit Teilen des Programmiercodes gleiten aus dem Drucker. Auf dem Bildschirm ein Vorhang von Stringcodes. Georg schreibt an seinem Programm.

Plötzlich ein Popup.

ATTENTION!

VIDEO LINK INITIALIZING (Achtung Video-Kamera wird zugeschaltet!)

Georg versucht, weiter zu tippen. Geht nicht.

Die Warnung verschwindet, ein Gesicht taucht auf.

Es ist eine Frau, deutlich älter als er selbst, mit einer sehr eigenartigen Haube auf dem Kopf.

Offensichtlich eine sterile Haube für Operateure. Die Frau ist wohl Chirurgin, scheinbar direkt nach einer OP.

Sie scheint nicht sehr erfreut. Schüttelt den Kopf. Missbilligung.

Dich zu erreichen, ist wirklich uferlos…

Georg reagiert ein bisschen, wie ein Junge, der von der Oberlehrerin eine Verweisdrohung erhält.

Die Frau spricht weiter.

Zum allerersten Mal seit unserer Trennung hast Du die Kinder…

Die Frau schüttelt wieder missbilligend den Kopf.

…für drei Wochen!

Was is? Jedes Mal, wenn ich anrufe, bist Du irgendwo..

Georg,

Sie droht sehr nachdrücklich mit einer Kopfbewegung

.. das find´ich wirklich beschissen…

Jetzt kommt sie auf den Punkt:

Wie geht´s dem Maxi? Hat er immer noch Fieber?

Georg zeigt kaum Reaktion, ein wenig Besorgnis steht zwischen seinen Brauen. Er sieht immer noch aus, wie ein kleiner Junge, der von Mama gescholten wird.

Er macht keinerlei Versuche, etwas zu sagen, sich zu artikulieren, zu antworten.

Die Frau:

Er muss viel trinken, ja?

Sie nimmt die Haube ab.

Vergiß nich´, ihm Wadenwickel zu machen.

Ein brauner Lockenkopf mit grauen Einsprengseln kommt zum Vorschein,..

Sie achtet nicht darauf, im Bildausschnitt zu bleiben, scheint ihre sterile OP Kleidung weiter abzulegen, oder etwas zu suchen…

…vergiß aber auch nich´, sie ihm wieder abzulegen.

Georg trinkt einen Schluck aus einem leeren Glas. - lenkt sich ab.

…und Du sollst ihn einölen mit…warte mal…

Die Frau holt ein Zettelchen hervor.

Entknüllt es, liest ab:

Lavendelöl.

Sie zögert, bemerkt etwas. Verärgert.

Ach, Scheiss, jez´ is das Bild weg. (Lasst uns raten, warum!)

Wir hingegen sehen sie weiterhin. Au wei! Die strenge Oberlehrerin ruft.

Drohend, genervt:

Ge--org!!!

Georg atmet schwer auf, blickt nach unten. Betreten.

Au wei au wei! (..Na, besser eine Trennung mit Schrecken, als ein Schrecken ohne… ) (hallo, hallo, was mischen Sie sich da ein, „Filmszenenteam“? Beherrschen Sie ihr Mundwerk und machen Sie gefälligst Ihren Job: Szenenbeschreibung und sonst nix.

Wir, mundtot, …blicken nach unten, be….)

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1994-95 Heino Ferch (im Alter von 31) – der Sprachsoftware-Erfinder Georg Meier; Suzanne von Borsody – Georg Meier´s Exfrau; Musik – Dieter Schleip

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s.a. Georg sitzt an einem Punkt der Aussichtslosigkeit kraftlos auf einer Bank, seine Hände sprechen: Resignation. S.a. Die Mauer: Hans Kuhlke an einem Punkt großer Aussichtslosigkeit auf der Liege in der Nacht im Möbelhaus. Die Resignation dieser beiden Hände ist….äh…dings…tut richtig weh.

s.a. Georg versorgt das kranke Kind. S.a. Schatz von Troja: Schliemann versorgt die kranke Tochter des Bauern.

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