Mittwoch, April 11, 2007

Filmszenen I ...wenn Du willst, bin ich für Dich da...

Mittwoch, 11. April 2007


in: Widows. Heino Ferch - Vince Travelli. Regie: Sherry Horman, 1997-98

Widows - Erst die Ehe, dann das Vergnügen. Heino Ferch – Vince Travelli. Regie: Sherry Horman. Buch: Kit Hopkins. 1997-1998

DVD-Cover Film Widows - erst die Ehe, dann das Vergnügen

Vor der Szene.

Die Rechtsanwältin Elisabeth Bernsdorf (Katja Flint) hat einen eher ungewöhnlichen Fall angenommen. Eigentlich war den Rocksänger Vince Travelli (Heino Ferch) ja der Klient ihres Gatten, des wesentlich älteren Dr. Charles Bernsdorf (Martin Benrath). Charles gibt den Fall – eine Bagatelle – aus Zeitgründen kurzfristig an Elisabeth.

Charles und Elisabeth Bernsdorf sind langjährige Lebenspartner. Gegenseitiger Respekt, Vertrauen und Vertrautheit, aber auch die Problematik des Altersunterschieds bestimmen beider Beziehung. Charles ist Mitte Sechzig.

Elisabeth ist mit Anfang Vierzig noch nicht ganz unempfänglich für den schmelzenden Sexappeal, den Duft der jungen Männer. Sie wundert sich über ihre Jungmädchen-Nervosität, die in Vince´s Nähe von ihr immer wieder und immer mehr Besitz ergreift.

Vince ist durchgeschwitzt, als er nach seiner Konzertprobe in der Muffathalle Elisabeth allein im Foyer trifft. Er riecht gut, betäubend männlich, ist hingebungsvoll, stark, sexy und voller Leben. Elisabeth gibt nach, genießt es, von dem jungen glänzenden Stallion begehrt zu werden.

Schnell wird der Klient Travelli ihr Lover Vince.

Vince ist nicht gesettled, er probiert, nascht von allen Blüten, spielt das Sex-Spiel wie Majong, Gitarre oder Whist. Er ist in Bewegung - heute hier, morgen dort.

Anders Elisabeth. Ihr Leben läuft in fixen Bahnen, Beruf, Partner, gesellschaftliche Stellung – sie wohnt in einer lupenrein klassizistisch hochherrschaftlichen Wohnung – in einem der Paläste in Bogenhausen, nicht weit von ihrer Kanzlei in der Villa Stuck.

Der Sex mit Vince ist schön - das Glück ist kurz. Vince und Elisabeth leben auf verschiedenen Sternen, die Distanz überspannt keine Brücke. Diesen Umstand zu erfahren, ist für Elisabeth, die Verbindlichkeit gewöhnt ist, schmerzhaft.

Die Szene.

Kiesbank der Isar, Sommer, Sonne. Genauer gesagt, circa. Fünfzig Meter vor dem Oberföhringer Wehr. Der Aumeister ist von dort nicht weit, der Englische Garten, die Biedersteiner Straße ist in Joggingdistanz. (Erinnerung an Studentenzeiten...;-)...Das abgebildete Faschingsplakat habe ich damals in meiner ehrenvollen und arbeitsreichen Funktion als Co-Tutorin (moderner Name für Court Jester) von Haus I+II vor 22 Jahren im Stil von Alphonse Mucha selbst gezeichnet. Sie benutzen es immer noch, unglaublich.)

Vogelperspektive. Der Englische Garten schiebt sein Grün dicht an die Kiesbänke der Isar heran, am Horizont der Kamin der Muffathalle. Ganz klein auf einer der Kiesbänke eine Frau im Trenchcoat: Elisabeth. Sie wartet.

Schnitt auf die Galerie des Wehres. An der Brüstung steht ein Mann im schwarzen Jacket, schwarzes Hemd: Vince. Er hat auch gewartet. Auf Elisabeth.

Als er sie sieht, spurtet er los.

Schnitt.

Wir unten auf der Kiesbank bei Elisabeth, im Hintergrund das Wehr, Brückenbögen, gelbe Mauern, das rote Ziegeldach glitzert in der Sonne.

Vince rennt herbei, breitet die Arme aus.

Tschuldige ich bin zu spät.

Heftige Umarmung, Kuss.

Plauderton. Er läuft rückwärts vor ihr her.

Du hast mich auf eine Idee gebracht, ich habe einen neuen Song geschrieben..

Ach, ja. Elisabeths Stimmung ist in Moll, sie sieht zu Boden.

Vince merkt noch nichts. Stolz:

Jaha..

Er zückt das Notenblatt, läuft weiter rückwärts. Elisabeth nimmt kaum Notiz von ihm beim Gehen. Er spürt endlich, dass Disharmonie in der Luft liegt. Er setzt sich an ihre Seite, steckt das Notenblatt weg. Mitfühlend.

Was is los?

Beide gehen nebeneinander. Die Hiobsbotschaft:

Elisabeth: Er weiss es. (Charles.)

Vince, dicht neben ihr: Du hast es ihm erzählt?

Elisabeth: Das war nicht nötig.

Vince nabelt sich ab, steckt die Hände in die Taschen, starrt geradeaus.

Plötzliche Hinwendung.

Ja und jetzt?

Elisabeth zuckt mit den Schultern:

Keine Ahnung. Ich weiss überhaupt nichts mehr. Gestern is´ was merkwürdiges passiert. Du hast doch bestimmt von dem Flugzeugabsturz gehört. Ich hab´ gedacht, mein Mann is´ in der Maschine..

Vince wieder näher: O Gott! Grauenhaft. Du musst ja völlig durchgedreht sein. Er legt den Arm um sie. Küsschen.

Elisabeth: Ja. .. Nein. Ich..war für einen Moment ganz ruhig, ich hab´an uns gedacht, wie wir miteinander schlafen.

Vince löst sich von Elisabeth:

Moment mal, Dein Mann stirbt in Achttausend Metern Höhe und Du denkst an Sex???

Elisabeth, entschuldigend. Na, so hab´ich´s nicht gemeint....

Vince aufgebracht. Wie hast Du´s dann gemeint?

Ich hab´mich für einen Moment befreit gefühlt.

Vince fällt ihr ins Wort: Befreit , Dein Mann ist tot und ..(beide reden gleichzeitig, man versteht nicht)... ist es das was Du meinst?

Er schreit. Bis dass der Tod uns scheidet, sind das Deine Zukunftspläne?

Vince ist richtig aufgebracht, beleidigt wütend.

Jetzt schreit Elisabeth auch. Vince Du verstehst mich vollkommen falsch...!!

Pause. Mauer zwischen Beiden. Es geht um Verbindlichkeit. Vince dreht ruckartig den Kopf weg. Denkt was. Kommt innerlich zurück, Hände aggressiv in die Hüften gestemmt:

Wir haben eine Menge Spaß miteinander aber muss denn immer alles für die Ewigkeit sein???

Wieder Pause. Enttäuschung wächst schnell auf beiden Seiten.

Elisabeth schüttelt den Kopf. Ihr fällt nur noch ein Wort ein:

Idiot.

Sie rennt weg. Sie geht nicht, sie rennt.

Vince bleibt stehen, dreht sich zuerst nicht um. Hoher innerer Druck, fühlt sich scheisse.

Dann schnellt er doch zu Elisabeth herum. Sie ist schon weg. Unruhige Ratlosigkeit. Keine Lösung.

Da klaffen Abgründe.


Viel später.

Charles Bernsdorf ist doch noch verstorben. Ein Herzinfarkt.

Elisabeth bricht völlig zusammen. Sie betäubt sich sofort mit Alkohol. Ihre Freundinnen helfen ihr, zur Beerdigung ihres Mannes wieder stehen zu können.

Szene im Neorenaissance- Wandelgang der Aussegnungshalle, direkt vor der Totenfeier. Nachmittag. Vogelgezwitscher. Viele Leute, alle in Schwarz.

Elisabeth muss das Kondolenzdefilee durchstehen. Die anderen sind alle schon in die Halle gegangen, Elisabeth und zwei Freundinnen folgen. Die beiden Freundinnen lösen sich, gehen vor.

Elisabeth geht einige Schritte allein.

Plötzlich schießt von der Seite zwischen den Säulen hindurch ein Mann im schwarzen Ledermantel und Sonnenbrille auf sie zu, hält sie am Arm auf. Elisabeth weiß im ersten Moment nicht, wer der Mann ist.

Vince nimmt rasch die Sonnenbrille ab. Erkennen.

Elisabeth, überrascht, erfreut: ....Vince...

Vince sieht ganz anders aus als wir ihn kennengelernt haben. Er ist ernst. Brennend traurig.

Als er sagt: Das tut mir unendlich leid mit Charles., glauben wir ihm.

Elisabeth sieht ihn lange an, prüft. Als sie fühlt, dass er nichts vorspielt, antwortet sie:

Danke..

Close Up Vince. Er sieht ehrlich besorgt aus. Zögert. Aber dann, ein wenig atemlos, ein Angebot:

..Wenn Du willst, bin ich für Dich da...

Wir sehen Elisabeths Reaktion nicht, andere Frauen haben Vince erkannt, flüstern, deuten auf ihn. Elisabeth wird von einer Exkollegin Ihres verstorbenen Gatten beansprucht.

Vince versucht einen mutigen Sprung über seinen Schatten. Verbindlichkeit, Beistand, Fürsorge, Verläßlichkeit.

Sympathisch.

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1997-98 Heino Ferch (im Alter von 34) – Vince Travelli, Katja Flint – Elisabeth Bernsdorf.

(s.a. Die Luftbrücke. Szene auf der Straße als der Sohn weggelaufen ist: ..Dann wirst Du für ihn da sein.)

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Filmkritik (Rolle Ferch) auf www.schnitt.de

Filmkritik (-) auf Rhein-Zeitung.de

Story Line auf zelluloid.de

Story Line auf moviemaster.de