Filmszenen I „...Gier ist gut!“ in: Auf ewig und einen Tag – Der Vater Teil 3A.
Heino Ferch als Jan Ottmann. 2005-2006
„... Gier ist gut, ist gesund!“ in: Auf ewig und einen Tag – Der Vater Teil 3A. Buch : Christian Jeltsch, Regie: Markus Imboden. D.i.e. Film GmbH für arteZDF ORF , 2005-2006
Hören statt Lesen - Kino für die Ohren: Audio.mp3 (Text und Sprecher: ignazwrobel)
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Vor der Szene:
Gregor will Erfolg. Er braucht berufliche Anerkennung, Geld, Besitz, unbedingt, um den Schmerz über den Mangel an Anerkennung durch den Vater zum Schweigen zu bringen.
Gregor: Gier ist gut, ist gesund!
Jan und Gregor kämpfen sich beide hoch, wohnen erst mal wieder gemeinsam. In einem schäbigen kleinen Apartment in New York City.
Über eine Bettpartnerin kommt Gregor zum ersten Mal mit Kokain in Kontakt.
Gregor: Muss eben wach bleiben.
Jan missbilligt Gregors Drogenkonsum und seine egozentrierte Gier natürlich. Sie geraten in Streit:
Jan zu Gregor: Selbstgerechtes Arschloch!
Gregor zu Jan: Moralwichser!
Die Eltern besuchen Gregor auf einem Zwischenstopp auf einer Geschäftsreise nach Las Vegas.
Gregor: Der will mich scheitern sehen. Dem wird ´ich zeigen. Dem zeig´ ichs.
Gregor mietet eine Suite im Waldorf. Er spielt seinem Vater eine Stufe beruflichen Erfolges vor, die in Wirklichkeit noch weit in der Zukunft liegt.
Gregor und seine Eltern speisen abends zusammen im Restaurant des Hotels.
Szene Im Restroom. Der Vater und Gregor.
Gregor zum alten Luckner: Mutter sagt, du hast Dich geändert.
Der alte Luckner. Jedenfalls bin ich erfolgreich.
Gregor: Ich mach hier selber ´ ne Menge Geld.
Der Vater: ....Indem Du Witwen Aktien aufschwatzt. Ich weiss Bescheid.
Mag ja sein, dass Du damit Geld machst. Aber ich gebe Menschen Arbeit, - wie mein Vater. Wir schaffen Werte.
Werte für unsere Arbeit.
Verstehst Du?
Ihr wollt nur Profit. New Economy.
Schmarotzer seid ihr.
Gregor: Für wen hab ich denn diese ganze Scheisse studiert?
Der Vater: Vielleicht wolltest Du beweisen, dass Du besser bist als Philipp (der verstorbene Erstgeborene der Luckners). – aber- Du hast keinen Respekt.
Der Vater verlässt den Restroom.
Gregor hat auf keine Weise irgend eine Chance bei diesem Vater.
Der alte Luckner blickt nur rückwärts, sieht nur die gerade Linie der Tradition von seinen Vätern zu sich selbst. Gregors Bruch der lucknerschen Berufstradition und seine andere Berufsthematik erscheint dem Vater als Verrat..
In Luckners Augen verrät Gregor die traditionellen Werte. Werte, die der tote Philipp in Luckners Phantasie hochgehalten und weitergetragen hätte.
Gregor bekämpft seine Frustration mit eine Linie Kokain.
Der Vater, zurückgekehrt, um seinen Gehstock zu holen, erwischt ihn dabei.
Wieder, wie vor fünfzehn Jahren, schlägt der Vater den Sohn.
Die extreme Geste, mit der Gregor sein eigenes Blut – Resultat der Ohrfeige – dem Vater ins Gesicht wischt
– es ist Dein Blut – von Deinem Blut. Auch wenn Du es noch so leugnest !
ist ein wiederholtes Aufbäumen gegen die unglaubliche Beleidigung, vom eigenen Vater im Vergleich mit einem toten Sohn Philipp immer noch, auch als erfolgreicher erwachsener Mann, als unwert abgelehnt zu werden. – das tote Kind ist immer das bessere Kind, es nimmt wehrlos alle schönen Eigenschaften an, die der Vater ihm in seiner Phantasie zuschreibt .
Diese Sache ist so extrem, dass Gregor, der durch die Ablehnung seines Vaters in seiner Selbstakzeptanz nicht nur punktuell, jetzt, geschwächt ist,
sondern bereits zwanzig, dreissig Jahre des eingeimpften Unwert- und Falsch-Sein-Gefühls mit sich schleppt,
direkt nach diesem Vorfall auf´s Dach des Hotels geht, auf die Balustrade steigt.
Nur noch ein Schritt trennen ihn von der Lösung des Problems in seines Vaters Sinn.
Der Vater hätte gerne, dass Gregor nicht existiert (der tote Bruder Philipp soll leben und Greg nicht),
Der Vater: ...dann wäre ja alles gut....
Ein Schritt nach vorne, und Greg ist ein gehorsames Kind.
Ein Schritt nach vorne und er erfüllt seines Vaters Wunsch.
Ein Schritt nach vorne und er muss den Schmerz des Nicht-Angenommen-Seins nicht mehr fühlen.
Ein Schritt in den Abgrund – und Gregor wird...
...sich waffnend gegen eine See von Plagen
durch Widerstand sie enden.
Sterben –
schlafen –
nichts weiter!
das Herzweh und die tausend Stöße endet,
die unseres Fleisches Erbteil.
Denn wer ertrüg´ verschmähter Liebe Pein...
.. wenn er sich selbst in Ruh´stand setzen könnte....
(Hamlet, Dritter Akt, Erste Szene.)
So weit kommt es nicht. Natürlich nicht.
Hinter Greg sitzt sein anderes Ich.
Sein Alter Ego.
Jan.
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2005-2006 Heino Ferch – Jan Ottmann, Fritz Karl – Gregor Luckner, Henry Hübchen – der Alte Luckner, Juliane Köhler – Frau Luckner sen.
(alter heisst nicht alter wie junger. Alter ist ein Lateinisches Wort und bedeutet "anderes")
Labels: ewig einen tag Heino Ferch Markus Imboden Christian Jeltsch
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