Sonntag, Januar 07, 2007

Filmszenen I „... so fühl´ ich mich an...!“ in: Auf ewig und einen Tag. Der Vater, Teil 2.

Filmszenen I „... so fühl´ ich mich an...!“ in: Auf ewig und einen Tag. Der Vater, Teil 2., 2005-2006 Heino Ferch - Jan Ottmann

Teaser Film Auf ewig und einen Tag. Der Vater 2

„..so fühl´ich mich an.!!..... so fühlt sich Dein Sohn an....!!!“
in: Auf ewig und einen Tag. Der Vater, Teil 2. Regie: Markus Imboden, Buch: Christian Jeltsch.
2005-2006

Bildquelle und alle Bildrechte bei d.i.e. Film GmbH und ArteZDF.

Vor der Szene.

Gregor und Jan hatten die Fehlkonstruktion einer Luckner-Spielautomatenserie genutzt, um sich über Jackpot-Ausschüttungen fast zehntausend DM zu verschaffen. Sie wollten damit nach London. Weg von all den Problemen hier. Sie wurden festgenommen, Vater Luckner musste die beiden Jungs bei der Polizei auslösen.

Die Szene.

Nachts. Im Garten der Luckners. Es regnet.

Es ist zwar Sommer, der Swimming-Pool ist trotzdem abgelassen. In Ihm ist Gregors ältererer Bruder, der Erstgeborene der Luckners, im Alter von etwa fünf Jahren ertrunken.

Auch Gregor hat dieser Pool schon Unglück gebracht. Vor einiger Zeit ist er betrunken hineingestürzt und hat sich dabei ein Bein gebrochen.

Vater und Sohn stehen sich auf entgegengesetzten Seiten des Pools gegenüber. Der Vater ist angetrunken und sehr erregt.

Er rennt auf seinen Sohn zu.

Der Alte Luckner:

Bist Du erst zufrieden, wenn Du mich ruiniert hast?....das wird Dir aber das wird Dir nicht gelingen. .....ich hab´den Gewinn verdoppelt mit den Milos-Automaten, verdoppelt! Hörst Du? Ich hab ihn....

er kommt näher. Drohgeste.

....ver..DOPPELT! JA!

Er schlägt seinen Sohn in´s Gesicht.

Wir sehen Gregors ungläubig erschrockenen Blick, setzen zusammen mit Luckner Gregor nach. Der weicht zurück.

Der Alte: Hörstu? VerDOPPELt.

Luckners Gesicht ist wutverzerrt.

Gregor, leise, lacht auf:

Is´ das alles, was Du draufhast?

Der alte Luckner holt mit der Wucht eines 80-kg-Mannes aus und versetzt seinem Federgewicht-Sohn einen so undosiert harten Schlag ins Gesicht, dass der Junge wegfliegt, wie eine leere Konservendose.

Gregor setzt sofort zur Gegenbewegung an, raubt sich eine Umarmung. Er schlingt seinem Vater die Arme um den Hals, klammert sich an. Klammert und weint leise.

Der Alte versucht, sich aus der Umarmung zu befreien, macht sich steif.

Gregor, unter Tränen: Na komm´ schon!

Ein grotesker Tanz um Nähe und Zurückweisung beginnt. Gregor klammert, der Alte versucht, aus der Enge wegzukommen.

Gregor, weint: So fühl´ ich mich an!

So fühlt sich Dein Sohn an...!!

Wir blicken dem alten Luckner in´s Gesicht. Kurz wirkt es, als fühle er Schmerz, als täte ihm leid, was er gerade getan hat. Kurz glauben wir, er kommt zu sich und wird sein Kind erkennen.

Gregor: Dein Sohn lebt!!

Gregors Stimme fleht. Drängt. Verzweifelt.

Verstehst Du?

Der Alte schließt die Augen, scheinbar weint er nun auch.

Jetzt streicht er seinem Kind über den Kopf.

Bis hierher alles klar.

Verwirrung und Erwachen.

Aber nein. Ende Hollywood, Anfang Hier und Jetzt:

Der Alte drückt seinen Kopf an den seines Kindes, fährt ihm mit der Hand immer wieder durchs Haar.

Luckner: Vergleich Dich nich´mit ihm. Du bist.......eben nur ein kleiner .....Schwanzlutscher.

Wir sehen Gregor ins Gesicht. Das Gesicht des Jungen ist verzerrt.

Der Alte: ..wenn er nicht gestorben wäre..... wenn er nich gestorben wär´..... wenn Philipp nich´gestorb´n wär´, wärst Du doch nich´auf der Welt.

Verstehst Du?

Dann wäre alles gut.

Das Gesicht des Jungen, - die Schläfen, die Stirn, die fadenfeinen Zerrlinien der Verzweiflung an den Licht-Schattengrenzen, - der dunkle Blick in diesem schmerzverkrampften Knabengesicht.

Da zerbricht etwas.

Da begreift ein Mensch. Ein junger Mensch, Gregor.

Jetzt, genau jetzt, atomisiert sich etwas, was allen Kindern hilft, in jeder Umgebung zu überleben: die Hoffnung. Die Hoffnung, geliebt zu werden.

Gregor begreift, dass sein Gefühl, einsam, ohne behütende Hand, ohne die nährende Zugetanheit seines Vaters zu sein, Realität ist.

Seine Realität.

Eine unerträgliche Realität.

Aus ihr gibt es keinen Ausweg, solange er zart und weich ist.

Der einzige Ausweg, der täglich millionenfach begangen wird, ist Verhärtung. Ist Hass.

Auch Gregor wird diesen Weg gehen. Lieblosigkeit gebiert Hass, Hass gebiert Kriege.

Auch Gregor wird einen Krieg beginnen, einen Rachefeldzug gegen das Verbrechen seines Vaters an ihm, ihn, den eigenen Sohn, nicht angenommen zu haben.

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2005-2006 Heino Ferch – Jan Ottmann (erwachsen), Enno Hesse – Jan Ottmann (jugendlich), Fritz Karl – Gregor Luckner (erwachsen), Ludwig Trepte – Gregor Luckner (jugendlich), Henry Hübchen (brillant!) – der alte Luckner

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