Filmszenen I....danke!... in: Vision. Heino Ferch - Volmar. Regie: Margarethe von Trotta, 2008-2009
...danke!... in: Vision- Aus dem Leben der Hildegard von Bingen. Heino Ferch - Mönch Volmar. Regie: Margarethe von Trotta, 2008-2009
Vor der Szene
Richardis, Markgräfin von Stade (Hannah Herzsprung), tritt im Alter von sechzehn ins Kloster am Disibodenberg als Novizin ein, zunächst zur Erziehung durch Hildegard, später, um im Orden ihre ewigen Gelübde abzulegen.
Hildegard weiss nicht, dass für Richardis die Ausbildung zur benediktinischen Magistra nur ein Karriereschritt ist, dem weitere, politisch relevante, dem Willen ihrer Familie, derer von Stade, nach folgen sollen.
Denn Richardis wird nicht, wie sonst üblich, bis zum Tode im Kloster ihrer Weihe bleiben, sondern selbst im Schachspiel der Macht an einen strategisch wichtigen Platz gesetzt werden.
Bildquelle: kino.de, Bildrechte: Concorde Filmverleih 2009 click auf das Bild, um es im Originalzusammenhang auf kino.de betrachten zu können.
Die Szene.
Scriptorium.
Zwei Hände falten der Länge nach ein papierernes Quartblatt. Eine Hand nimmt ein Falzbein und kneift den Falz glatt.
Die Kamera fährt zurück auf Halbnah.
Wir sehen, die Hände gehören einem Mönch. Er legt das Blatt auf einen bereits fertig gefalteten Stapel. Wir senken unseren Blick auf den Stapel und sehen eine Hand, die ihn ergreift.
Wir folgen der Bewegung, als die Hand das Papier an sich nimmt und erkennen, es ist Volmar, der sich hier gerade im Skriptorium Schreibpapier holt.
Hildegard hat die Erlaubnis, ihre göttlichen Visionen schriftlich niederzulegen. Volmar schreibt nach ihrem Diktat, ebenso Richardis.
Volmar geht einige Schritte weiter. Wir sehen, dass das niedrige Skriptorium, dessen grobe Steinwände ein Kreuzrippengewölbe überspannt, eng mit Schreibpulten bestückt ist. Mönche führen die verschiedenen Arbeitschritte der Bucherstellung und Manuskript-Kopie durch.
Einer zieht mit einem langen Lineal Schreiblinien auf ein Blatt. Volmar legt seinen unlinierten Stapel dem Bruder hin und nimmt sich statt dessen einen bereits fertig linierten Stapel.
Er geht weiter. Am nächsten Schreibpult sehen wir ein Beispiel der hohen Kunst der Buchillumination. Eine Doppelseite mit Text und Bildverzierungen ist fertig auf dem Pult aufgespannt. Ein junger Mönch ergänzt Buchstaben.
Wir eilen Volmar einige Schritte voraus, als er sich nach dem letzten Pult umdreht. Wir sehen Richardis von Stade, die an einem Stehpult etwas abseits von den Brüdern Texte von Hildegard ins Reine überträgt.
Sie wendet sich an Volmar.
Hier steht: Daher bin ich auch der lebende Quell, weil alles was geschaffen ist, wie ein Schatten in mir war. Die ehrwürdige Mutter hat geschrieben: ..erat, umbra in me fuerunt. , es heißt aber, fuit, - darf ich das verbessern?
Volmar überlegt einen Moment, dann lächelt er. Wir sehen, er freut sich über die wache Aufmerksamkeit der jungen Novizin. Er blickt ihr kurz in die Augen:
Ja.
Und wendet sich dann unverzüglich ab, um zu seinem eigenen Pult an der Stirnseite des Saales zu gehen. Im Gegenlicht eines schmalen Rundbogenfensters bleibt er stehen. Er scheint zu überlegen, dreht sich zurück zu Richardis.
Er geht wieder auf Richardis zu.
Ich werde unserer Magistra vorschlagen, dass Du bei unseren Arbeitssitzungen dabei sein kannst.
Ein ungeheuerlicher Gedanke, eine fast undenkbare Bevorzugung für eine junge Novizin, eigentlich ein unglaublicher Verstoß gegen jede Klosterdisziplin.
Richardis erschrickt. Ihr ist klar, welch ungeheurer Vorschlag ihr gerade gemacht wurde.
Sie ist zu jung, um an sich zu halten. Ihr kindlichen Überschwang lässt sie, wohlgemerkt vor allen Mönchen des Skriptoriums, auf Volmar zueilen. Sie wagt es, ihn anzufassen. Sie gibt Volmar einen Kuss auf die Wange.
Ausserhalb der Klostermauern sicherlich ein legitimes Zeichen kindlicher Dankbarkeit, in dieser Umgebung angesichts des Kontaktverbotes zwischen Mönchen und Nonnen eher geeignet, einen sofortigen Ausschluß aus der Klostergemeinschaft zu bewirken.
Richardis hat alle Keuschheitsregeln geordneten Zusammenlebens verletzt.
Sie ruft
Danke!
Und lässt einen sehr verdutzten Volmar stehen, um am Schreibpult ihre Arbeit wieder aufzunehmen.
Volmar lässt sich tatsächlich ein wenig aus seiner zölibatären Ruhe bringen.
Ein zerstreutes
Ja.
Und eine schnelle Abwendung vertuschen vor ihm selbst, was er da gerade erlebt hat.
Er setzt sich hinter sein hohes Schreibbrett, nimmt eine Feder zur Hand…
…und wirft noch einmal einen Blick nach Richardis.
Er beginnt, zu lächeln, als er die ersten Zeilen des Blattes vor sich liest.
Diese, Volmars, Eigenschaft, die Dinge nach ihrem beabsichtigen Wesen zu betrachten und nicht knöchern nach Geboten und Verboten zu urteilen, ist nicht nur für Richardis eine wertvolle Hilfe in dieser von rigiden Regeln geprägten Umgebung.
Unser letzter Blick erfasst das ganze Skriptorium. Alle arbeiten konzentriert und still, keiner wirft Blicke nach Richardis oder Volmar. Nur Richardis lächelt glücklich. Der Vorfall blieb wohl nicht unbemerkt, aber unzensiert.
Heino Ferch (im Alter von 46) – Mönch Volmar, Hannah Herzsprung – Novizin Richardis von Stade, Barbara Sukowa – Hildegard von Bingen.
- .- -
A very warm welcome to one visitor from Niue, an island south of Samoa and west of the Cook Islands.
.and one return visitor from Tuvalu. pic
<< Home