Dienstag, März 31, 2009

Filmszenen I … Sie sind nicht schwach… Teil 3B. in: Entführt! Heino Ferch – Thomas Danner, Regie: Matti Geschonneck, 2008 – 2009

Entführt! Fernsehfilm in zwei Teilen. ZDF, 2009 Bildquelle und Bildrechte bei ZDF.de
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Neue Episode, The Trojan Horse, erst am Mittwoch, 23h

… Sie sind nicht schwach… Teil 3B. in: Entführt! Heino Ferch – Thomas Danner, Regie: Matti Geschonneck, 2008 – 2009

Ein Zimmer im Erdgeschoß von Liane Bergmanns Haus. Die Fenster sind verhangen, die Jalousetten herunter gelassen.


Die Kamera sucht sich auf Hüfthöhe einen Weg durch die umfangreiche Technik, die das Team von der Kripo für Fangschaltung und Telefonmitschnitt gerade aufbaut.

Mischpult, Spezialkoffer, Laptops.


Die Kameraperspektive hebt sich auf Augenhöhe. Hauptkommissar Thomas Danner hat sich offensichtlich vom Drucker in der Ecke einige Dokumente geholt, überfliegt sie im Gehen. Er nähert sich dem Türbereich.


Danner


O.k., dann holt sie jetzt.


Schneider fühlt sich angesprochen, scheint keine rechte Lust zu haben.


Schnitt. Danner im Türrahmen. Von draussen.


Aber bitte mit´m bisschen Gefühl – nich´, dass sie uns schlapp macht.


Danner blickt von seinen Papieren auf.


Liane ist nur noch fünf Schritt entfernt, schon fast direkt vor ihm. Sie hat gehört, was er gesagt hat.


Sie nähert sich mit verschränkten Armen. Wir erhaschen einen Blick auf ihren hageren Oberkörper mit dem dünnen Strickjäckchen dem dekolletierten T-Shirt darunter. Ihr Hals und er senkrechte Strich auf ihrer Brustmitte zeigen, dass ihr Oberkörper bemuskelt ist. Unter dieser weissen Haut steckt ein hagerer, jedoch kein diätverhungerter Leib.


Liane


Was soll ich tun, Herr….


Danner nah, ruhig:


…Danner.


Schnitt auf Liane, sie wiederholt


Herr Danner.


Liane steht jetzt direkt vor Danner


…ausser nich´schlapp mach´n.


Wir stehen hinter Liane und sehen ihr über die Schulter. Ihre Kopfhöhe erreicht fast die Danners. Sie ist eine große Frau.


Schnitt auf Danner, ruhig, sehr sachlich, er deutet mit einem Blick zur Sitzgruppe


Ich möchte, dass Sie sich setzen und mit mir reden.


Liane nickt. Denkt kurz.


Ich bin froh, dass Sie da sind.


Sie hat verstanden, dass nur aus Danners Richtung Unterstützung zu erwarten ist.


Sie geht zur Couch, die Absätze ihrer Pumps tackern über das Klickparkett. Danner folgt ihr, die Hände sofort wieder in den Hosentaschen.


Schneider beobachtet den Vorgang, liest dann ein Dokument. Er hört ohne Zweifel mit.


Liane lässt sich mit einem Ausdruck äußerster Unbequemlichkeit auf die Eckcouch nieder, fast, als würde sie frieren. Ihre Arme bleiben verschränkt.


Danner hat seine Hände doch noch aus den Hosentaschen genommen.


Während er sich auf dem zweiten Eckelement im rechten Winkel zu Liane setzt:


Frau Bergman, ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen, die vielleicht. ..


Liane unterbricht.


Wann werden die anrufen. Heute noch?


Danner beugt sich vor, stützt die Unterarme auf seinen Beinen ab, die Fingerspitzen seiner Hände locker aneinandergelegt. Die Geste wirkt konzentriert, nicht dominant.


Tja das kommt darauf an.


Liane


Worauf.


Danner


Wie gut die sind.


Lauert.


…ich meine, wie professionell.


Ein Handy piept. Schneiders Handy. Er nimmt ab, geht in Nebenraum.


Liane


Wenn sie gut sind, rufen sie morgen erst an.


Meinen Sie das?


Danner erklärt, sachlich, ohne drohenden Ton, fast wohlwollend:


Die wollen, dass Sie Angst bekommen.


…dass Sie schwach werden.


Sein Blick klickt zu ihr hin:


Zu allem bereit.


Liane sieht ihn nicht an. Nervöse Geste zur Stirn, sie schaukelt fast unmerklich vor und zurück. Druck, Ungeduld, Suche.


Liane:


Hm. Zeitverschwendung bis morgen zu warten.


Pause.


Danner wartet.


Lianes Übersprungsgeste an ihren Nasenrücken wirkt stark angespannt, ratlos.


Dann, Danner:


Frau Bergmann, Sie sind nicht schwach.


Liane wirft einen überraschten Blick zu Danner. Metatext. Von einem Kommissar.


Das Sprechen über sie selbst hat sie aufgeweckt. Sie wird wieder ruhiger, drängt die Verwirrung, Ratlosigkeit zurück.


Danner sieht sie an, bis sie sich wieder gefasst hat. Seine ruhige Klarheit überträgt sich auf Lianes Nerven. Sie wird wieder aufnahmebereit.


Danner


Sie haben einem Kollegen erzählt, wie das Telefongespräch abgelaufen ist zwischen Ihnen und der Anruferin.


Schnitt auf Liane. Sie spielt mit ihren Fingerspitzen. Nickt.


Warum haben Sie sofort an eine Entführung gedacht.


Liane blickt Danner gerade ins Gesicht. Zum ersten Mal.


Danner


Warum war das Ihr erster Gedanke?


Liane


Ist das Ihr Ernst?


Danner zückt mit einer schnellen Geste einen kleinen schwarzen Notizblock, schiebt ein paar Seiten hoch, hat die Stelle gefunden, die er sucht, liest ab:


Fahren Sie nach Hause – warten Sie auf unsere Anweisungen.


Wir hören das Geräusch, das uns sagt, er hat den Block wieder zugeklappt.


Warum haben Sie sofort Ihre Tochter angerufen?


Der Block verschwindet wieder in der Innentasche von Danners Jacket.


Haben Sie mit so etwas gerechnet?


…..mit einer Entführung?


Schnitt auf Liane


Was wär´denn Ihr erster Gedanke gewesen?


…..dass Sie im Lotto gewonnen haben?


Schnitt.


Liane ist auch nicht ohne Witz.


Ende der Szene.


2008_ 2009 Heino Ferch (in Alter von 45) – Hauptkommissar Thomas Danner, Nina Kunzenberg- Liane Bergmann, Hannah´s Mutter, Johannes Allmayer – Kollege Schneider.


Kommentar:


Je konkreter unsere Erinnerungen werden – wir sehen den Film jetzt vielleicht zum sechsten Mal, hören die Tonspur sicher das zwölfte Mal – desto zielsicherer fühlen wir uns in der Lage, für wirklich fast jedes einzelne Szenenbild ein Vorbild aus einem anderen der auf dieser kleinen Publikation besprochenen Filme zu erkennen.


Szenenbilder, sog. Motive plus Szenenstrukturen , vor allem aus Der Feuerteufel (Figur Danner, Kostüm Danner, Beziehung der beiden Hauptfiguren mit Übernachtung des Beschützers bei der weibl. Protagonistin, die Beweissuche einer weiblichen Co-Protagonistin in einer großen schönen Bibliothek (Vera – Lena), Auf ewig und einen Tag (uva.: Spielorte – New York/Bayern, die ausgiebigen Aufnahmen im New Yorker Justizpalast bes. in der Rotunde, die Motive entlang des East River samt Jogger und schicksalsentscheidenem Handlungsmotiv, das Auftauchen eines zweiten Fädenziehers, der dem heißen Handlungsort ganz nahe stand, zunächst scheinbar unschuldig ist: Gregor – Onkel Max) ,


Insider (nicht hier besprochen, jedoch wichtig. mit Al Pacino und Russel Crowe): was, wieso Insider? Die weibliche Protagonistin, heißt interessanterweise Liane Bergmann. Nein, die scheinbare Spur zu Ingrid Bergmann ist falsch.

In Insider heißt der männliche Protagonist (Al Pacino, dessen emotionaler Ausdruck u.E. gerade in Und Jimmy ging zum Regenbogen Vorbild war) Lowell Bergman. Die verängstigte Frau des Co-Protagonisten heißt Liane Wigand. Zusammengelesen: Bergman(n) Liane, Liane Bergman(n). der Name der weibl. Protagonistin in Entführt! (Wie bitte, Treffer? Klar, …wir sind auch nicht auf der Brennsuppe dahergeschwommen….):;


aus Lethal Weapon (die versiebte Geiselübergabe mit den Hubschrauber(n), die über der Szene kreisen), Der Baader-Meinhof-Komplex (Vergangenheit der Entführer und von Dorothea als Terroristen).


Dazu kommt das semantische Feld der Sätze, die gesprochen werden. Jeder Mensch hat, auch wenn er verschiedene Charaktere spielen lässt, unverwechselbare grammatikalische Indikatoren in der Sprache (einen, wäre er Maler, individuellen Duktus, „Pinselstrich“ lasst doch das blöde Lachen.), die hier, nein, eben nicht nur in der männlichen Hauptfigur vorkommen, sondern über alle Figuren verteilt. Ja und, die Drehbuchautoren benutzen sie eben für alle Figuren. Schon, schon, aber warum benutzen die Drehbuchautoren die Sprache einer anderen Person?

Jede reminiszente Ähnlichkeit an Elemente der o.g. Filme für sich ist unauffällig.


Auffällig werden die Ähnlichkeiten, wenn wir uns ein Gesamtbild zusammensetzen, das einzelne Mosaiksteinchen sagt nichts, alle nebeneinander jedoch formen ein klares Bild.


Der Wohnort des Seniorchefs Albert Targensee führt u.E. in den Bildmotiven Punkt um Punkt, manchmal bis in fast völlige Übereinstimmung die tatsächliche Lebensumgebung des männlichen Hauptrollenträgers vor. Um eine solch präzise Ähnlichkeit in den Bildern zu erzeugen, ist eine Menge Location Scout Work vonnöten, das ist kein Zufall.


Wir können die Masse der Reminiszenzen, in Bild-, aber auch in Handlungsmotiven an ältere Filme, die hier besprochen werden, (besonders Filme, die unmittelbar vorher gedreht wurden), nicht anders erklären, als dass sie, dicht an dicht, nicht aus verschiedenen Köpfen kommen, sondern allesamt aus einem einzigen Kopf.


Dem unseres Hauptdarstellers. Genauso der Text. Inszeniert wurde die Geschichte dann durch eine durch und durch unantastbare Festung Deutscher Regiekunst. Fertig. Sorry. Ist ´ne Meinung. Unsere Meinung.


Wir sind uns im Klaren, dass unsere Meinung, um wasserdicht zu sein, alle Gegenbeispiele ähnlicher/identischer Bildmotive, Handlungsstrukturen und Dialoge aus beliebigen anderen Filmen Punkt für Punkt zu entkräften im Stande sein müsste. Was zwar mit fast hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit mit ikonografischen Methoden möglich wäre, hier aber viel zu weit führen würde.