Dienstag, Januar 06, 2009

Filmszenen I ..sag mal, Du bist auch nicht wirklich nett...in: Meine schöne Bescherung. Heino Ferch - Jan Meinhold. Regie: Vanessa Jopp, 2006-07

Teaser Kinofilm Meine schöne Bescherung 2006-07

Bildquelle und Bildrechte bei X-Verleih.de

Die Story-Line der Handlung->

Der Film wird hier nicht in der Chronologie des Handlungsablaufes besprochen. Wieso? Wir besprechen nach Gusto. Ein Non-Profit-Projekt darf das.

..sag mal, Du bist auch nicht wirklich nett...in: Meine schöne Bescherung. Heino Ferch - Jan Meinhold. Buch: Richard Reitinger Dialoge und Monika Rolfner Drehbuch. Director of Photography: Hans Fromm; Regie: Vanessa Jopp, 2006-07

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Der Film wird hier nicht in der Chronologie des Handlungsablaufes besprochen.

Vor der Szene

Sara hat vor versammelter Gästeschaft die Überraschung des Abends verkündet. Sie ist schwanger. Ein kleines Kind der Liebe von ihrem vierten Mann Jan (Heino Ferch). Jans Gesicht friert ein, er erstarrt zum Eisblock, erhebt sich, verlässt die Gästetafel samt Gäste, die Stätte frohen Feierns. Wir finden ihn

In der Küche

Würstchen aus dem Glase.

Jan isst. Im Stehen. Zur Beruhigung. Er hat´s nötig. Dringend. Er beisst von einem Wiener ab.

Nein, er mäht es nieder, er vernichtet den Schlingel. Ein kleines Stück ist noch zu sehen.

In einer Hand das Glas, in der anderen den Zipfel, macht er der Wurst den Garaus, wie ein gezähnter Staubsauger, ein Piranha, ein Küchenhai. Bis er den Mund voll hat. Übervoll. Er kaut. Manisch. Wütend.

Der Querverweis, ein Milchkännchen als wilder Stier mit Ochsenschwanz, - aus Porzellan – steht auf dem Fensterbrett. Er hebt den Kopf und brüllt.

Die Tür geht auf. Sara im roten Seidenkleid, Haar schwarz wie Ebenholz, Teint weiss wie Schnee und ein Kleid rot wie…Schneewittchens Herzblut.

Nur ihr schöner Prinz versteht grad´ nix.

Sara

Freust Du Dich nich?

Jan. Wir hören ihn schnaufen. (Denkt an den Stier, denkt an den Stier!) . Er dreht sich nicht nach Sara um. Über die Schulter:

Schieht man dasch nich?

Jans Hand harpuniert ein weiteres Würstchen. Der Sud im Glase gluckert, wir hören das Quietschen seines Anglerfingers auf der Innenwand des Glases.

Zack! Die Wurst ist tot. Verschluckt. Jan kaut, als gälte es sein Leben. Er gewinnt die Tür, will raus. Sara blockiert. Hält ihn zurück.

Beide dicht voreinander. Ihr Blick versucht, Jan zur Vernunft zu bringen. Jan drängt an ihr vorbei, die Küchentür geht auf, Sara weicht einen Schritt zur Seite.

Jan flieht. Wir hören ihn nuscheln

IschholWein fürDeineGäschde.

Die Szene

Draussen vor der Tür.

Eva blond, die Durchsetzungsfreudige mit dem kräftigen Kinn, deutlich älter als ihr Exgatte Jan, und Rita, die Schwarzrothaarige, Mysteriöse „wermirblödkommt kriegteinsaufdieSchnauze– Freundin von Sara´s Exmann Andi, frönen vor der Haustür der Meinhold´schen Villa dem Laster aller ehrgeizgeboosterten Oralphasenjunkies: sie saugen an Glimmstengeln.

Eva´s pelzverbrämtem Wildseidenkostüm mit Brillantbrosche sieht man an, dass sie im Leben eingelöst hat, was ihr durchsetzungsfreudiges Kinn verspricht: Erfolg.

Zu diesem Kleid gehört gewiß kein solchermassen bescheidenes Einfamilienhäuschen, wie das von Jan.

Eva:

Diese „ich hab´ Dich ja so lieb“-Pärchen ham doch immer irgendwelche Probleme.

..als ob das ´ne Rolle spielen würde, ob da ein Kind mehr oder weniger im Stall steht. ..!

Rita lächelt geheimnisvoll wie die große Sphinx von Gizeh:

…kommt immer drauf an, von welchem Bock es kommt…

Eva wiederholt, hat sie auch richtig gehört?

…von welchem Bock?

Rita zieht den Rauch durch die Zähne, Blick in den nachtdunklen Himmel:

Ich hab´nichts gesagt.

Sie pustet aus, was sie eingeatmet hat. Eine weiße Wolke umhüllt kurz ihr Sphingenhaupt.

Eva, interessiert:

Wie, komm: Jan ist nicht der Vater?

Rita, sieht vor sich hin:

Also, ich weiss nur eins:

Tiefer Blick in Evas Augen:

Jan.

…war es nicht.

Eva hebt die Brauen, ergänzt, nickt:

..und er weiss es auch.

..haha. Na klar!

Gluckst schadenfroh:

Das freut mich ja für diese ewig schwangere Wanze.

Rita beschwichtigt:

Du hast einen Sohn bei dieser Wanze!

Eva, ohne schlechtes Gewissen:

Ja – ein Junge hält das aus.

Ich hatte gar keine Mutter…

Rita

…also…Also hat Dir schon mal jemand gesagt, dass Du nicht wirklich nett bist?

Eva

Ja. Das ist mein Morgengebet. Lieber Gott, lass mich nicht nett und doof sein! Meinst Du, ich könnte mit Gunnar überleben, wenn ich „nett“ wäre?!

Sie wendet sich ihrer Zigarette zu. Zieht die Luft scharf durch die Nase ein.

Sachma, woher weiss Jan das so genau, hat er sich untersuchen lassen?

Rita betrachtet ihre Fingernägel. Wir wissen, sie weiß alles. Sagt aber nix. Blick zu Eva, ihre Seherinnenaugen öffnen sich langsam, verheißungsvoll:

Kein Wort kommt über ihre Lippen. Statt dessen hebt sie die Hand und macht mit Zeige- und Mittelfinger eine Schnippschnapp-Geste.

Eva

Komm jetzt!

Rita. Läßt die Schnippschnappgeste in sich zusammenfallen. Setzt ein chinesisches Lächeln auf, spitzt die Lippen:

Ich sag nichts!

Eva lacht.

Das is ja toll.

Jetzt sitzt der gute Jan ja richtich - in der Tinte. Lacht.

Im Hintergrund hören wir die Kinder singen: Stille Nacht.

Schnitt.

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2006-07 Heino Ferch (im Alter von 43) - der Psychologe Jan Meinhold, Sara´s Ehemann, die Oscar-Co-Preisträgerin Martina Gedeck- Sara; Jasmin Tabatabai - Rita, die neue Lebensgefährtin von Andi, einem Exmann von Sara, Rosa Enskat - die Exfrau von Jan, Eva. Jan und Eva haben einen gemeinsamen Sohn, Richard, der bei Jan und Sara lebt.
















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