Filmszenen I..Sehn sie lieber nach, ob noch alles drin ist.!...In: Palmetto. Teil 1. Regie: Volker Schlöndorff. 1997-98
Bildquelle und alle Bildrechte bei Castle Rock Entertainment, Columbia Pictures Corporation Rialto Film für Warner Home
Hören statt Lesen Audio.mp3-> zum Download (zum Soforthören erst ab 26.7.08. Unser Monatskontingent auf dem Podcast-Server ist schon voll....Soforthören auch möglich über Quicktime)
Vor der Szene.
Wir sind in Palmetto, Florida.
Harry Barber, ein ehemaliger Lokalreporter in Palmetto , Florida, war unschuldig im Gefängnis. Zwei Jahre lang. Jetzt wurde er freigelassen. Jetzt steht er da. Ohne Geld, ohne Job. Seine Freundin liebt ihn – sofort. Und auch sonst. Bei ihr kann er wohnen. Und ihre alte Waschschüssel ausleihen. Der Wagen ist eine rollende Schrottkarre. Aber er fährt.
Harry cruises around. Sucht Arbeit. Im Yachthafen, der Marina von Palmetto. Da könnte er die Yachten der Reichen und Schönen betanken. Sein Reporterblut ist stärker als sein Wille, schwere Körperarbeit zu verrichten.
Er fragt den Skipper aus, Recherchestil, nach der Besitzerin des Motorboots, das gerade den Kai verlässt: Rhea M. Junge Gattin des alten kranken Tycoons Malroux. Der verbringt hier seine letzten Tage.
Die Szene
Harry wieder in der Bar.
Aus den Lautsprechern hören wir La Paloma auf Spanisch - als Rumba.
Zwei weiße High Heels, vorne spitz, darüber keulenartige Schenkel, klacken über´s Parkett.
Weisser Etui- Rock, hellgrauesblaues Feinstrick Jäckchen durchgeknöpft, leicht zu öffnen über weichen Brüsten. Kein BH. Wasserstoffblonder Lockenkopf. Weisse fünftausend Dollar Hermés Birkin Handtasche mit Goldbeschlägen.
Der Blondschopf zum Barkeeper:
Kann ich hier mal telefonieren?
Barkeeper:
Ja. Da drüben in der Zelle.
Sie dreht sich zu uns: Marylin Monroe.
Danke.
Schwänzelt auf uns zu. Langsam, lasziv, die High
Heels klacken. Bei jedem Schritt.
Harry äugt der Frau hinterher wie ein Käfer.
Er hebt den Kopf.
Der Blondschopf telefoniert.
Der Pulli gibt ihren Nacken frei. Ihr Haar reibt sich leicht am Zellenglas.
Harry beginnt zu lächeln.
Fährt sich mit dem Daumen über die Lippe.
Das Titts´n Ass-Wunder kommt zurück.
Schwänzelt zur Tür, öffnet die Schwingtür des Saloons, geht hinaus.
Barbers Augen wandern zur Telefonzelle.
Ihre Birkin Bag steht in der Zelle. Vergessen.
Harry tut, als telefoniere er. Klemmt den Hörer ans Ohr. Gleichzeitig durchsucht er die Tasche. Ein silbernes Zigarettenetui mit Signatur: R. M.
Geld. Ein Bündel, zusammengehalten von einer silbernen Geldklammer. Er nimmt es.
Als er raus will, steht sie vor der Zelle.
R.M.:
Ich hab meine Handtasche vergessen.
Harry denkt, dann:
Ja ich wollte sie grade dem Barkeeper rüber…
Sie:
Wie reizend von Ihnen.
Sofort steht der Barkeeper da:
Gibt’s n Problem Lady?
Sie:
Nein – ich… ich hab nur meine Handtasche da drin stehn lassen. Und der Gentleman wollte Sie Ihnen…
Harry:
.. ja.
Barkeeper:
Sehn sie lieber nach, ob noch alles drin ist.
Sie sieht hinein.
Harry beißt sich auf die Lippen.
Wir blicken auf ihren Busen. Auf ihren Atombusen. Ohne BH. Nur dünnstes Strickwerk in hellblau darübergehaucht, die Brustwarzen zeichnen Kreise in die Wollwirkware.
R.M.:
Ja. Ja es ist alles da. danke…
Der Barkeeper geht.
Zu Harry:
… und Ihnen auch.
Will gehen, dreht zurück.
R.M.:
Darf ich Sie zu einem Drink einladen.
Harry:
Uh das ist nicht nötig.
Sie:
Uhh aber es gehört sich so.
Harry murmelt: Gehört sich so.
Sie zum Barkeeper:
Noch einmal das gleiche für den Gentleman und für mich einen Wodka Martini mit Olive.
Lächelt ihn an.
Er legt die Fingerspitzen aneinander. Lächelt nicht zurück, reibt die Handflächen proletenhaft aneinander.
Harry:
Haben Sie sich… verlaufen?
Sie:
Wirke ich so auf Sie?
Harry:
Na ja nich´ direkt , aber sie passen hier irgendwie nich´ hin.
Sie:
Das seh` ich als Kompliment.
Harry:
Bitte wenn Sie woll´n.
Sie gräbt aus ihrer Herméstasche ein schweres goldenes
DuPont Gatsby, dessen Seiten mit schwarzem Chinalack verziert sind.
Er streckt ihr die Hand hin. Sie übersieht sie bewußt.
Ich heiße übrigens Harry.
Zögern - seine Hand schwebt.
Barber.
Er versucht die Hand aufzuräumen. Zurück zur linken Schulter, reibt seine Schläfe.
Sie:
Und Mister Barber: wie kriegen Sie so den Tag rum?
Harry:
Was meinen Sie?
Sie:
Ich meine – was tun sie so?
Harry gibt ihr mit dem DuPont Gatsby Feuer. Sie will es nicht.
Ich rauche nicht. Vielen Dank.
Die zweite Ablehnung. Harrys Mund steht offen.
Nagt an der Lippe. Harry:
Ja was tu ich so, was jeder so tun. Ich versuche über die Runden zu kommen.
Sie:
Wünschen Sie sich nicht mehr, als nur das?
Er:
Wer nicht ?
Bildquelle und alle Bildrechte bei Castle Rock Entertainment, Columbia Pictures Corporation Rialto Film für Warner Home
Sie studiert ihn.
Ich wüßte da vielleicht etwas.
Das könnte ein Mann wie Sie reizen.
Er nimmt ihr die Zigarette weg. Bricht den Filter ab. Steckt die Zigarette zwischen die Lippen.
Harry:
Sie machen mich neugierig.
Die Frau:
Die Bezahlung ist gut.
Hervorragend sogar.
Aber das Honorar ist gerechtfertigt.
Die DuPónt Flamme springt auf…Risiko.
Risiko.
Das DuPont Gatsby hat eine fast unsichtbare Flamme. Harry weiß das nicht, zündet - und versengt sich Augenbraue.
Sie:
Beunruhigt sie das?
Er:
Die Frage ist, ob es Sie beunruhigt.
Bildquelle und alle Bildrechte bei Castle Rock Entertainment, Columbia Pictures Corporation Rialto Film für Warner Home
Die Getränke kommen.
Sie:
Wenn ich könnte würde ich den Job selbst erledigen.
Er:
Was ist denn das für ein Job?
Wir blicken auf den Tisch. Harry rollt sein klitzekleines Glas Bourbon in der Hand hin und her. Dahinter sehen wir die Zeitung mit den Stellenanzeigen auf dem Tisch liegen. Viele sind schon durchgestrichen. Harry hat wirklich hart gesucht.
Seine Hand zieht er zurück.
Schnitt.
Ihr Blick, sie sieht in an, nimmt scheinbar etwas in die Hand.
Schnitt.
Seine Hand schwebt offen über der Tischfläche, die Innenseite nach oben.
Sie schreibt eine Telefonnummer hinein.
Bildquelle und alle Bildrechte bei Castle Rock Entertainment, Columbia Pictures Corporation Rialto Film für Warner Home
Wir hören, sie:
Ruf´n Sie mich morgen an, dann können wir alles weiter besprechen.
Die Rechnung übernehme ich.
Sucht ihr Geld. Ist keins da. Sie zu ihm:
Beinahe hätte ich vergessen….
Harry:
Ja… ich nicht.
Schiebt ihr das Geldbündel zu. Sie nimmt es, ihre Fingerspitzen berühren seine Fingerspitzen.
Sie wirft eine Fünfdollarnote hin:
Dann bis morgen also.
Geht.
Schnitt.
1997-98 Woody Harrelson– Harry Barber. Deutsche Stimme: Heino Ferch. (Wie müssen wir uns die Stimme vorstellen? Hören Sie sich „Der Schutzengel“ an. So ähnlich wie Marc Bittner, nur ohne Psychose), Elisabeth Shue - Rhea Malroux, - Nina, Harrys Freundin, die Bildhauerin - Gina Gershon
- -
Kommentar 1:
s.a. Mord am Meer Paula Reinhardt und Anton Glauberg vor der Kneipe. Paula schreibt Anton die wichtige Telefonnummer in die Handfläche.
Kommentar 2:
Nachtrag Interpretation:
Vom Suchen und Finden der Liebe. Hermes schläft in Gestalt von Venus mit Mimi. Dieses Thema paraphrasiert: Heinrich von Kleist: Amphitryon. Jupiter schläft in Gestalt von Amphitryon mit Alkmene. In beiden Fällen muss der Gott erkennen, dass Alkmene/Mimí ihm nur solange den Vorzug gegeüber dem Partner einräumt, als er ihr /ihm in dessen Gestalt erscheint und insofern als vollkommene Version des wirklichen Amphitryon/ der wirklichen Venus.
semi-offtopic
1. Theorie: Die Ware des Schauspielers - Star und Charakterdarsteller - Emotion und Genre - Der Beruf des Filmschauspielers
2. Theorie: (.pdf-Dokument) Joseph Campbells Monomythos-Erzählmodell: Die Reise des Helden. Applikationsbeispiel: Der geheimnisvolle Schatz von Troja. TV-Zweiteiler, 2002-2007
Labels: Palmetto Volker Schlöndorff Heino Ferch Woody Harrelson ignazwrobel Gershon Shue
<< Home